Ãœbergabe der Unterschriften des Aufrufs gegen die Abschiebung von Roma in den KosovoIn den letzten Wochen hat der Aufruf "Pädagogen und Pädagoginnen gegen die Abschiebung von Roma in den Kosovo" in Pädagogenkreisen ein beachtliches Echo gefunden. Über 3.000 Personen und über 50 Verbände und Organisationen haben die Forderung für ein dauerhaftes Bleiberecht langzeitgeduldeter Roma aus dem Kosovo unterstützt und sich mit der Unterschrift deutlich gemacht, dass sie sich in ihrem Verantwortungsbereich gegen weitere Abschiebungen stellen werden. Vor der mit Spannung erwarteten entscheidenden Sitzung des Petitionsausschusses des Landtags von Baden-Württemberg werden diese Unterschriften am Mittwoch, 28.3.2012, um 13.35 Uhr in der Landtagslobby öffentlich an die Vorsitzende des Petitionsausschusses Bea Böhlen übergeben. Neben VertreterInnen des Netzwerks rassismuskritische Migrationspädagogik werden der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vertreten sein. Von 13 Uhr bis 14 Uhr findet vor der Oper eine kleine Mahnwache statt. Nachfolgend eine aktuelle Erklärung des Netzwerks rassismuskritische Migrationspädagogik.
Erklärung zur Übergabe der Unterschriften des Aufrufs "PädagogInnen gegen die Abschiebung von Roma in den Kosovo" an den Petitionsausschuss des Landtags3000 Menschen aus dem pädagogischen Bereich haben in den letzten Wochen den Aufruf Wir fordern die Landesregierung in Baden-Württemberg auf, die geplanten Abschiebungen endgültig zu stoppen und für diese Kinder und Jugendlichen und ihre Familien eine großzügige und langfristig gesicherte Bleiberechtsregelung zu schaffen. Alle anderen Landesregierungen fordern wir auf, sich diesem Beispiel anzuschließen. Diese Unterschriften übergeben wir nun vor der entscheidenden Sitzung am Mittwoch 28.3. 2012 dem Petitionsausschuss des Landtags von Baden-Württemberg. Die bisher öffentlich gewordene Diskussion nach der Delegationsreise des Der für die allermeisten mit der Abschiebung verbundene völlige Zusammenbruch von Lebens- und Bildungsperspektiven reicht als Abschiebehindernis nicht aus. Gerade für Kinder und Jugendliche, die ihr ganzes Leben in Deutschland verbracht haben und lange hier heimisch geworden sind, ist diese Argumentation zynisch. Es darf nicht von der Situation im Kosovo abhängen, ob Kinder und Jugendliche abgeschoben werden können, die lange ein Teil dieser Gesellschaft sind und ihre Lebens- und Glücksperspektiven mit allem Recht auch nach Maßstäben unserer Gesellschaft definieren. Über die konkreten Einzelfälle hinaus geht es hier auch darum, ob Deutschland ernst macht mit der durch das neue Staatsangehörigkeitsrecht eingeläuteten Abkehr vom völkischen Blutsrecht und sich zu einer republikanischen Auffassung bekennt. Die grün-rote Regierung will nun mit einer Einzelfallprüfung zumindest für gut integrierte Familien eine Bleibemöglichkeit schaffen. Sie folgt damit dem Beispiel Nordrhein-Westfalens, wo mit Einzelfallprüfung seit 2010 185 Roma abgeschoben wurden. Wir sehen dieser Entwicklung mit größter Skepsis entgegen. Sie öffnet einer Aufteilung in nützliche und unnütze Migrant/innen Tor und Tür und relativiert Kinder- und Menschenrechte. "Das wichtigste sei, dass gut integrierte Roma-Kinder in Deutschland bleiben können", heißt es aus der SPD. Wer definiert nach welchen Kriterien, wer gut integriert ist? Anstatt sich an einer Logik des Humankapitals zu orientieren, sollte es um die Bedürfnisse und Interessen der Kinder gehen. Es ist für uns auch eine Frage der politischen Kultur, hier ein deutliches Signal gegen den Nützlichkeitsdiskurs zu setzen. Lebensperspektiven von Nützlichkeitskategorien abhängig zu machen, ist nicht hinnehmbar. Ein Aufenthaltsrecht kann nicht nach der Frage des Nutzens dieser Kinder und ihren Familien erfolgen. Dies wollen wir als PädagogInnen verdeutlichen. Ganz entschieden wenden wir uns gegen die nun offen diskutierte Option, nach der bildungserfolgreiche ("gut integrierte") Kinder für ihre Familie ein Aufenthaltsrecht erreichen können. Diese Verantwortung, die man den Kindern aufbürdet, wenn sie mit ihrem (Miss-)Erfolgen über Wohl und Zukunft ihrer ganzen Familie entscheiden, widerspricht den Kinderrechten und jeglicher Idee von Kinderschutz. Nicht zuletzt vermissen wir in der Debatte jeglichen Bezug zu der Tatsache, dass die Menschen, über die hier entschieden wird, Angehörige einer der großen Opfergruppen des NS-Regimes sind. Auch aus dieser Perspektive erwarten wir gerade von einer grün-roten Regierung ein anderes Handeln. 30% der "ausreisepflichtigen" Roma, die allermeisten seit vielen Jahren hier lebend, wurden seit 2009 bereits abgeschoben. Was wir erwarten ist kein Schlussstrich unter die deutsche Geschichte, sondern ein Schlussstrich unter diese Abschiebepolitik. Kein neuer Abschiebestopp für ein paar Monate, sondern eine Bleiberechtsregelung auf Dauer.
Quelle: Netzwerk rassismuskritische Migrationspädagogik - Erklärung vom 27.03.2012. Weblinks:
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