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Konstantin Wecker: Ein identifizierbarer Gegner

Wenige Diskussionen auf Facebook haben so hohe Wellen geschlagen wie jene um die deutsche Waffenschmiede Heckler & Koch. Man kann wohl auch nicht verlangen, dass Konstantin Weckers These, es sei unmenschlich, Menschen zu erschießen (oder für die Erschießung geeignete Werkzeuge bereit zu stellen) unwidersprochen bleibt. Das leuchtet natürlich nicht jedem ein. Daher heute ein "Nachschlag" zur Diskussion.

(Redaktion Hinter den Schlagzeilen)

Von Konstantin Wecker

Liebe Freunde,

immer wieder konnte ich gestern Nacht von Waffenfans aller Art lesen, dass es doch die Menschen seien, die Menschen töten und nicht die Waffen. Wenn es keine Gewehre gäbe, gingen die Menschen eben mit Knüppeln aufeinander los.

So steht’s vermutlich im Werbeprospekt von H&K. Ja glaubt ihr denn allen Ernstes, dass Hitler und seine Schergen es geschafft hätten, mit Holzknüppeln 80 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg umzubringen??? Millionen Tote im Vietnamkrieg, darunter zwei Millionen Zivilisten - mit Holzknüppeln und Fäusten? Und wieviel leichter ist es doch einen Menschen aus der Ferne oder aus der Luft zu töten, als ihm gegenüber zu stehen.

Heckler & Koch sind immer wieder ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Zuletzt im März 2012, als das Unternehmen im Verdacht stand, Beamte in Mexiko bestochen zu haben(TAZ). Millionen von Toten sind zu beklagen - zu Tode gekommen durch Waffen dieses Unternehmens. Einzig zur Verteidigung Deutschlands und der Demokratie?

Mir wurde gedroht damit, dass sich das Fallschirmjägerbataillon 313 um mich kümmern werde. Ich kannte den Verein nicht und hab mich mal schlau gemacht: "Operationen gegen irreguläre Kräfte, der Schwerpunkt im Aufgabenspektrum des Bataillons, meint den Einsatz gegen einen nicht klar identifizierbaren Gegner. Oftmals werden diese Kräfte auch als Terroristen, Guerillas oder Partisanen bezeichnet. Diese kämpfen verdeckt und halten sich regelmäßig nicht an das Völkerrecht. Einsätze gegen diese Kräfte erfordern eine Vielzahl militärischer Fähigkeiten, die weit über den rein infanteristischen Einsatz hinausgehen. Dem eigentlichen Einsatz geht eine oft monatelange Aufklärungsoperation voraus." Interessant. Und das ist keine Verschwörungstheorie - das steht auf der Homepage dieses Geheimclubs.

Also wie es scheint bin ich ein nicht klar identifizierbarer Gegner? Ich mach es meinen Gegnern einfacher: ich bin bekennender Pazifist, Utopist und Poet und versuche alles mir mögliche zu tun um diese Welt weniger mörderisch und gewalttätig zu machen. Mit den mir zu Verfügung stehenden Mitteln. Hoffentlich bin ich nun nun ein identifizierbarer Gegner und das Fallschirmjägerbataillon 313 beendet seine Operationen vor meiner Haustür.

Nach wie vor ist unser kleines Land in der Ranking-Liste der cleversten und gierigsten Waffenverkäufer auf Platz 3. Und das alles - ich wiederhole mich - nur zur Verteidigung des Vaterlandes. So ein Vaterland muss eben schon auch mal in Mexiko verteidigt werden …

"Da gab es vier Jahre lang ganze Quadratmeilen Landes, auf denen war der Mord obligatorisch, während er eine halbe Stunde davon entfernt ebenso streng verboten war. Sagte ich: Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder."

Kurt Tucholsky 1932

Quelle: Hinter den Schlagzeilen - 29.12.2012.

Veröffentlicht am

04. Dezember 2012

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