Zahl der kriegerischen Konflikte leicht zurückgegangenNach Untersuchungen der Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) wurden 2012 drei Kriege und bewaffnete Konflikte weniger geführt als im Jahr zuvor. Deren Zahl lag damit bei 34. Darüber hinaus waren auch 2012 eine ganze Reihe von Gewaltkonflikten zu beobachten, die nicht von der AKUF erfasst werden. Als beendet sind insgesamt fünf kriegerische Konflikte zu betrachten. Umgekehrt begannen 2012 ein Kriege und ein bewaffneter Konflikt neu. Die von organisierten Kämpfen zahlenmäßig am stärksten betroffenen Weltregionen waren 2012 Afrika mit 13, gefolgt vom Vorderen und Mittleren Orient mit 11 und Asien mit 9 kriegerischen Konflikten. In Lateinamerika war ein Krieg zu verzeichnen. Beendete Kriege und bewaffnete KonflikteMitte April 2011 wurde in der Côte d’Ivoire der etwa sechs Wochen dauernde Krieg zwischen den Anhängern der beiden Präsidentschaftskandidaten Laurent Gbagbo und Alassane Ouattara beendet. Der bereits bei den Wahlen im November 2010 unterlegene ehemalige Präsident Gbagbo verlor auch den Krieg gegen seinen Kontrahenten. Nicht erneut aufgeflammt sind die bewaffneten Auseinandersetzungen an mehreren umstrittenen Grenzabschnitten zwischen Thailand und Kambodscha, die im Februar und April 2011 eskaliert waren. Ebenfalls nur kurz eskaliert waren 2011 Kämpfe im Jemen, in denen Stammeskrieger umfangreiche Proteste gegen die Regierung zum Eingreifen nutzten und den langjährigen Präsidenten Ali Abdullah Saleh zum Rücktritt zwangen. In zwei länger andauernden bewaffneten Konflikten sank 2012 das Gewaltniveau unter die Schwelle des bewaffneten Konflikts. In Nigeria waren im Konflikt im Niger-Delta zwar noch Entführungen von Mitarbeitern von Ölfirmen zu verzeichnen, aber Auseinandersetzungen zwischen Rebellen und Sicherheitskräften blieben weitgehend aus. Auch in Pakistan waren 2012 in der Provinz Belutschistan keine Kämpfe zwischen separatistischen Rebellen und der Armee mehr zu verzeichnen. Die Provinz gehörte allerdings weiterhin zum Operationsgebiet der pakistanischen Taliban. Neu eskalierte Kriege und bewaffnete KonflikteVon den beiden neuen kriegerischen Konflikten des Jahres 2012 erhielt der Krieg in Mali die deutlich größere Aufmerksamkeit. Mitte Januar begannen Tuareg-Rebellen gemeinsam mit islamistischen Gruppen für die Unabhängigkeit des als Azawad bezeichneten Nordmali zu kämpfen. Ein Militärputsch im März erleichterte den Rebellen die Eroberung des Nordens. Allerdings zerbrach das Bündnis zwischen Separatisten und den drei islamistischen Gruppen Anfang Juni und in der Folge wurden die Tuareg-Rebellen weitgehend marginalisiert, sodass der Norden mittlerweile im Wesentlichen unter Kontrolle von Islamisten steht. Eine westafrikanische Einsatztruppe wurde zwar von der UNO autorisiert, mit einem Einsatz wird jedoch allenfalls 2013 gerechnet. Auch die Ausbildung der malischen Armee durch eine EU-Mission wird nicht vor 2013 beginnen. Im zweiten der neuen kriegerischen Konflikte fanden 2012 sporadische Kämpfe zwischen Sudan und Südsudan statt. Im Zentrum dieser zwischenstaatlichen Auseinandersetzung stand dabei die Provinz Abyei, deren Zugehörigkeit auch nach der Unabhängigkeit des Südsudan im Juli 2011 strittig blieb. Gewaltkonflikte jenseits von Kriegen und bewaffneten KonfliktenAuch 2012 war eine ganze Reihe von Gewaltkonflikten zu beobachten, die nicht als Kriege oder bewaffnete Konflikte im Sinne der AKUF zu bezeichnen sind. Dazu gehörte zum Beispiel - wie bereits in den vergangenen Jahren - vor allem die Gewalt zwischen den verschiedenen Drogenbanden in Mexiko. Diese Konflikte forderten 2012 erneut mehr Todesopfer als die meisten Kriege. Auch in anderen Staaten Zentralamerikas ist bereits seit Jahren ein hohes Gewaltniveau zwischen rivalisierenden Banden zu verzeichnen. Wechselseitige Übergriffe von Milizen verschiedener Bevölkerungsgruppen waren in mehreren Ländern zu beobachten. In Nigeria zeichneten hierfür muslimische und christliche Milizen verantwortlich; in Myanmar waren es buddhistische und muslimische und im Libanon sunnitisch-muslimische und alawitische Milizen. In Kenia verlief die Konfliktlinie nicht zwischen Religionsgruppen, sondern zwischen Viehzüchtern und Ackerbauern. In allen diesen Fällen gab es mehrere Dutzend bis zu über 100 Todesopfern und die Übergriffe erstreckten sich jeweils über mehrere Monate. Einige zeitlich beschränkte Gewaltkonflikte erhielten kurzfristig eine öffentliche Aufmerksamkeit: Im Verlauf einer Landbesetzung Mitte Juni in Paraguay starben knapp 20 Bauern und Polizisten, woraufhin der Senat Präsident Fernando Lugo des Amtes enthob. In Ägypten wurde Anfang August durch Islamisten ein Anschlag auf einen Grenzposten zu Israel verübt. Dabei und bei der anschließenden Militäraktion kamen über 40 Menschen ums Leben. Ebenfalls im August wurden 34 streikende Bergarbeiter in Südafrika durch Polizisten getötet, was das Ansehen des seit Ende der Apartheid politisch unangefochtenen regierenden ANC nachhaltig schädigte. Die kriegerischen Konflikte im Jahr 2012
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) - Pressemitteilung vom 18.12.2012. FußnotenVeröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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