Nordkorea: Gefährliches Spiel mit dem FeuerDem Konflikt auf der koreanischen Halbinsel wird derzeit nach realpolitischen, dem alten Abschreckungsdenken verbundenen Maßgaben begegnet. Aber der Preis eines Versagens von Abschreckung ist zu hoch. Es ist deshalb an der Zeit, Schritte zu einer nachhaltigen Verständigung und Versöhnung einzuschlagen. Nordkorea testet eine Langstreckenrakete und zum dritten Mal eine Atombombe. Die Vereinten Nationen verschärfen ihre Sanktionen. Nach bewährtem Muster findet seit dem 12. März ein gemeinsames Manöver der USA mit südkoreanischen Truppen statt, an dem bis zu 40.000 Soldaten beteiligt sind. Nordkorea, das solche Manöver schon früher als Bedrohung empfunden hat, erklärt das Waffenstillstandsabkommen von 1953 für nichtig, schließt die Hotline zum Süden, verkündet den Kriegszustand und kündigt an, sein Atomwaffenprogramm "qualitativ und quantitativ" zu steigern, einschließlich der Wiederaufnahme der Plutonium-Anreicherung. Südkorea reagiert mit einer scharfen Warnung. Die USA verlegen weitere Waffen in die Region (F22-Kampfjets, zwei Tarnkappenbomber und zwei atomwaffenfähige B-52-Bomber; nach CNN-Berichten auch einen mit Raketen bestückten Zerstörer). Alles kein Grund zur Beunruhigung? Westliche Regierungsvertreter, so auch der Pressesprecher von Präsident Obama, wiegeln ab: Man sehe keine Anzeichen, dass Nordkorea wirklich einen Angriff plane, es handele sich nur um die übliche Rhetorik, ausgelöst durch die jüngste Verschärfung der UN-Sanktionen: In der Sicherheitsratsresolution 2094 hatten die Vereinten Nationen in Reaktion auf den Test einer Langstreckenrakete am 12. Dezember 2012 und den Atombombentest am 12. Februar 2013 jüngst neue vor allem finanzielle Sanktionen verhängt und alle Staaten ermächtigt, nordkoreanische Schiffe nach verbotenen Waren und Gerät zu durchsuchen. Manche Journalisten vermuten, dass Nordkorea mit seinen Aktionen die USA wieder an den Verhandlungstisch bekommen wolle. Auch früher habe es schon Drohungen gegeben, der neue Staatschef Kim Jong-un sei unsicher in seinem Amt und suche sich durch einen bellizistische Rhetorik zu stärken. Die atomaren Fähigkeiten Nordkoreas seien immer noch sehr beschränkt und Pjöngjang wisse, dass ein atomarer Erstschlag zur Vernichtung des eigenen Landes führen würde. Es steht zu hoffen, dass all diese Versicherungen richtig sind. Aber reichen sie aus? Es stehen sich hier schließlich mit den USA, Nordkorea und China drei Atommächte gegenüber, und wir wissen aus der Zeit des Kalten Krieges, wie oft nur wenig fehlte und es zu einem Krieg "aus Versehen" gekommen wäre. Solange es Atomwaffen gibt, besteht die Gefahr, dass sie auch eingesetzt werden. Und die Friedens- und Konfliktforschung hat belegt, wie Eskalationsdynamiken sich verselbstständigen können, bis keine Seite mehr ohne Gesichtsverlust einen Rückzieher machen kann. Sich unter solchen Umständen darauf zu verlassen, dass der junge und unerfahrene Herrscher Nordkoreas im Sinne der Abschreckungslogik auf jeden Fall und immer rational handeln werde, weckt schlimme Erinnerungen an das Denken, das die Appeasement-Politik einer früheren Zeit kennzeichnete. Dem Konflikt auf der koreanischen Halbinsel wird derzeit nach realpolitischen, dem alten Abschreckungsdenken verbundenen Maßgaben begegnet. Aber der Preis eines Versagens von Abschreckung ist zu hoch, in Korea nicht anders als er bis 1989 in Europa. Aus diesen Gründen rufen wir die betroffenen Regierungen - besonders Südkorea, Nordkorea und die USA - auf, diesen gefährlichen und möglicherweise verhängnisvollen Kurs der Abschreckung zu verlassen und Schritte zu einer nachhaltigen Verständigung und Versöhnung auf der koreanischen Halbinsel einzuschlagen. Dazu gehören in erster Linie:
Die deutsche Bundesregierung fordern wir auf, sich in diesem Sinne bei ihren Verbündeten, besonders den USA, sowie über diplomatische Kanäle und die Vereinten Nationen bei Süd- und Nordkorea für eine deseskalierende, auf einer Friedenslogik beruhenden Politik einzusetzen. Quelle: Bund für Soziale Verteidigung - Pressemitteilung vom 03.04.2013. Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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