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Konstantin Wecker: Zum Pazifismus gibt es keine Alternative!

Konstantin Wecker reagiert auf die bei facebook in Kommentaren vorgebrachte Unterstellung, er hätte nur einseitig gegen die völkerrechtswidrigen Handlungen der NATO und der USA polemisiert. Bezug nehmend auf diesen Blogeintrag: Die Verlogenheit des Westens .

Zum Pazifismus gibt es keine Alternative!

Von Konstantin Wecker

Liebe Freunde,

es ist schon immer wieder erstaunlich, wie selektiv Texte im Netz doch von manchen wahrgenommen werden.

Die selektive Wahrnehmung ist bekanntermaßen ein psychologisches Phänomen, bei dem nur bestimmte Aspekte wahrgenommen und andere ausgeblendet werden.

So wurde mir unterstellt, ich hätte nur einseitig gegen die völkerrechtswidrigen Handlungen der NATO und der USA polemisiert. Dabei habe ich eindeutig geschrieben, dass Frau Merkel Recht hat, wenn sie Putin vorwirft, er verstoße mit seiner "unakzeptablen Intervention gegen das Völkerrecht." Ich fragte mich allerdings in meinem Blog, warum dieser Aufschrei erst jetzt, wenn es um die Ukraine geht, passiert.

Mein leidenschaftliches Bekenntnis zum Pazifismus wird gerne als "naiv" oder "unrealistisch" verspottet. Aber was ist naiv an solchen Wünschen, schreibt Arno Gruen in seinem Buch "Ich will eine Welt ohne Kriege".

Was bitte ist lächerlich daran, sich eine Welt ohne Gewalt vorzustellen? "Warum wird ein von Liebe bestimmtes menschliches Zusammenleben verächtlich als naiver Traum abgetan?"

"Der Pazifismus hat Auschwitz erst möglich gemacht", behauptete Heiner Geißler vor rund 30 Jahren im Bundestag.

"Wir Deutsche", verkünden seit dem rot-grünen Antrittsbesuch in Washington die ideologisch führenden Köpfe in den Reihen sogar der "Grünen", "haben gelernt, dass wir von Hitler nur durch Krieg befreit werden konnten. "Nie wieder Ausschwitzt" fügt Joschka Fischer hinzu, als sei der Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg je mit dem Ziel erfolgt, den Genozid der Nazis an der jüdischen Bevölkerung zu verhindern.

Man ist gut beraten, den großen Denker und Pazifisten Eugen Drewermann zu diesem Thema zu befragen:

"Fragen wir, um Hitler zu widerlegen, nur einmal so: "Was wäre passiert, wenn man 1918, am Ende des Ersten Weltkrieges, gesagt hätte: "Nach dem Zersprengen, Zerfetzen, Zerstechen, Zerschießen und Vergasen von mehr als 10 Millionen Menschen kann es diesseits und jenseits der Front keine Sieger mehr geben. Wir alle haben unsere Menschlichkeit in den Schützengräben und unter dem Stahlhelm verloren, als wir glaubten, in den Fabriken des Todes Menschlichkeit, Freiheit und Kultur verteidigen und durchsetzen zu können. Wir alle sind im Krieg zu Verbrechern geworden." Hätte man so gesprochen, - der Mann aus Braunau wäre nie etwas anderes geworden als Postkartenmaler in Wien. Der Pazifismus hätte Hitler verhindert; einzig der Pazifismus. So aber wollten die einen gesiegt und die anderen nicht verloren haben. So begann der Weg in das blutigste Jahrhundert, das die Menschheit je gesehen hat." Hat die Menschheit das unsäglich Leid der beiden Weltkriege schon wieder vergessen?"

Albert Einsteins Aufruf "An die Europäer" ist das erste politische Dokument, das von Einstein mit verfasst und unterschrieben wurde. Es verdeutlicht, dass Einstein auch in politischen Fragen gegen den Strom schwamm, sich nicht wie viele seiner Kollegen vom Strudel militaristischer und chauvinistischer Gefühle mitreißen ließ. Und es ist kein Wunder, dass Krieg und Militär Gegenstand seiner ersten politischen Äußerung sind; sie verachtet er mit mindestens ebenso großer Emotionalität, wie sie von anderen verherrlicht werden: "… komme ich auf die schlimmste Ausgeburt des Herdenwesens zu reden: auf das mir verhasste Militär: Wenn einer mit Vergnügen in Reih und Glied zu einer Musik marschieren kann, dann verachte ich ihn schon; er hat sein großes Gehirn nur aus Irrtum bekommen, da für ihn das Rückenmark schon völlig genügen würde. Diesen Schandfleck der Zivilisation sollte man so schnell wie möglich zum Verschwinden bringen. Heldentum auf Kommando, sinnlose Gewalttat und leidige Vaterländerei, wie glühend hasse ich sie, wie gemein und verächtlich erscheint mir der Krieg; ich möchte mich lieber in Stücke schlagen lassen, als mich an einem so elenden Tun zu beteiligen…"

Ich bleibe dabei - zum Pazifismus gibt es keine Alternative!

Quelle zu Eugen Drewermann: Krieg ist Krankheit

Quelle: Hinter den Schlagzeilen - 04.03.2014.

Veröffentlicht am

10. März 2014

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