2014: Größere Veränderungen im Kriegsgeschehen bei gleichbleibender Zahl kriegerischen KonflikteNach Untersuchungen der Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) wurden 2014 insgesamt 31 Kriege und bewaffnete Konflikte geführt. Damit hat sich die Zahl gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Zwar wurden nur zwei kriegerische Konflikte beendet und ebenfalls nur zwei neu begonnen. Trotzdem ergaben sich in einigen Gewaltkonflikten gravierende Veränderungen, die dazu beitragen, dass 2014 als besonders konfliktreiches Jahr wahrgenommen wird. Die von organisierten Kämpfen zahlenmäßig am stärksten betroffene Weltregion war 2014 der Vordere und Mittlere Orient mit 12 Kriegen und bewaffneten Konflikten. Es folgten Afrika und Asien mit 9 bzw. 8 kriegerischen Konflikten. In Lateinamerika und in Europa war jeweils ein Krieg zu verzeichnen. Neu eskalierte Kriege und Veränderungen im KriegsgeschehenDie 2014 neu eskalierten Kriege standen beide im Zentrum des öffentlichen Interesses. Dies galt einmal mehr für den Krieg zwischen Israel und Pälastina bzw. der im Gaza-Streifen regierenden Hamas. Die etwa sieben Wochen andauernden Kämpfe im Juli/August kosteten über 2.000 Menschen das Leben. Der zweite neue Krieg in der Ukraine eskalierte langsamer, konnte aber bislang trotz diverser Verhandlungsbemühungen nicht beigelegt werden. Auch in diesem Konflikt, der vor allem im Osten des Landes vor dem Hintergrund von Unabhängigkeitsforderungen russischsprachiger Rebellen geführt wird, wurden über 3.000 Menschen getötet. Neben den beiden neuen Kriegen gab es einige Veränderungen in andauernden Kriegen, die ein größeres öffentliches Interesse zur Folge hatten. Bereits Ende 2013 hatten sich zwei Kriege in Afrika deutlich intensiviert. Die zunächst siegreichen Rebellen aus dem Norden der Zentralafrikanischen Republik wurden im Laufe der ersten Hälfte des Jahres 2014 gestürzt. Dabei wurden fast alle Muslime aus der Hauptstadt Bangui und dem Süden des Landes vertrieben oder getötet. Weiter eskaliert ist auch der Krieg im Südsudan, in dem seit Jahren bereits regionale Rebellenführer gegen die Regierung kämpfen. Mit dem Kriegseintritt des 2013 entlassenen Vizepräsidenten Riek Machar intensivierte sich der Krieg zu einer der gravierendsten humanitären Katastrophen 2014. In anderen Kriegen wurden 2014 ungewöhnliche Gewaltformen angewandt, die das Interesse an diesen Konflikten zumindest zeitweise erhöhten. Zu nennen ist hier zum einen der Krieg der Boko Haram im Norden Nigerias, der durch die Entführung von über 200 Schülerinnen im Frühjahr beträchtliche Aufmerksamkeit erlangte. Mitte Dezember war es dann der Anschlag der Taliban in Pakistan auf eine Schule, bei der etwa 150 Schüler getötet wurden. Gleich mehrere Veränderungen gab es in der Gewalt in Syrien und im Irak. Obwohl der Krieg in Syrien insgesamt wie in den Vorjahren die mit Abstand meisten Todesopfer aller kriegerischen Konflikte forderte, richtete sich die Aufmerksamkeit 2014 vor allem auf den sogenannten Islamischen Staat (IS). Diese aus Al-Qaida im Irak hervorgegangene Gruppierung veränderte 2014 ihr Vorgehen. Hatte sie in den letzten Jahren vor allem Anschläge im Irak gegen schiitische Zivilisten und Sicherheitskräfte verübt, ging sie 2014 in die Offensive und erlangte die Kontrolle über Gebiete im Irak und in Syrien. Über dieses Vorgehen hinaus erhielt der IS vor allem durch Videos Aufmerksamkeit, in denen er seine Gewalttaten - vor allem auch die Hinrichtung von Geiseln - im Internet veröffentlichte. Beendete Kriege und bewaffnete KonflikteIm Jahr 2014 nicht mehr als kriegerische Konflikte weitergeführt, wurden die separatistischen Bestrebungen von Rebellen in der Region Ogaden in Äthiopien. Diese mehrheitlich von ethnischen Somalis bewohnte Region war seit den 1960er Jahren bereits mehrfach Schauplatz von Kriegen gewesen - zuletzt seit 2007. Der zweite 2014 nicht mehr mit kriegerischer Gewalt fortgesetzte Konflikt ist der der Lord’s Resistance Army (LRA), die vor allem auch für die Entführung und Rekrutierung von Kindersoldaten bekannt geworden ist. Dieser Konflikt war nach seiner erneuten Eskalation 2009 nicht mehr in Uganda, wo die Gruppierung ihren Ursprung hat, sondern in mehreren Nachbarländern ausgetragen worden, zuletzt vor allem in der Zentralafrikanischen Republik. Quelle: Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) - Pressemitteilung vom 29.12.2014. Die Presseerklärung von AKUF einschließlich der tabellarischen Übersicht über alle Konflikte nach Weltregionen kann hier heruntergeladen werden: Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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