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Kirchentag in Stuttgart und Menschenkette: “Friedenskirchentag - nur mit uns”

"Fürchte dich nicht", so lautete das Motto des 19. Deutschen Evangelischen Kirchentages 1981 in Hamburg. Es war sicher einer der politischsten Kirchentage in Deutschland, der nachdrücklich von den Themen Krieg und Frieden geprägt war. Während des Kirchentages kam es am 20. Juni 1981 zu einer großen Friedensdemonstration mit rund 100.000 Teilnehmern.

"Es war damals die bis dahin größte Demonstration in der Bundesrepublik seit 1955 gegen die Atomrüstung", erinnert sich Ulrich Frey. Er war zu dem Zeitpunkt Geschäftsführer der "Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden" (AGDF) und erlebte diese bewegte Zeit hautnah mit. "Organisiert hatten diese Demonstration die Evangelische Studentengemeinde und befreundete Gruppen", erzählt er. Die Leitung des Deutschen Evangelischen Kirchentages stand abseits.

Für die beiden evangelischen Friedensorganisationen AGDF und die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste sollte der Hamburger Kirchentag eine große Bedeutung erhalten. Denn am Rande des Treffens kam es zu ersten grundlegenden Vereinbarungen für die große Friedensdemonstration für Abrüstung und Entspannung in Europa am 10. Oktober 1981 in Bonn, zu der mehr als 300.000 Menschen in die damalige Bundeshauptstadt kommen sollten, um gegen die atomare Bedrohung ihre Stimme zu erheben. Aufgerufen zu dieser Großdemonstration hatte die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste gemeinsam mit der AGDF.

"Diese Demonstration sollte der Auftakt sein für viele weitere Großdemonstrationen in Deutschland, bei der sich Hunderttausende gegen einen drohenden Atomkrieg engagierten und was sicherlich mit dazu beitrug, dass 1987 das INF-Abkommen zwischen den Supermächten Sowjetunion und den USA abgeschlossen werden konnte, mit dem erstmals eine Vernichtung von Atomwaffen beschlossen wurde", ist Ulrich Frey überzeugt. Zu den Rednerinnen und Rednern in Bonn gehörten 1981 so bekannte Persönlichkeiten wie Heinrich Böll, Heinrich Albertz, Petra Kelly, Gert Bastian, Helmut Gollwitzer und Dorothee Sölle.

In wenigen Tagen kommt in Stuttgart der 35. Deutsche Evangelische Kirchentag zusammen. In einer Zeit, die nach Ansicht des jetzigen Kirchentagspräsidenten Andreas Barner "so brutal und so kriegerisch" ist wie schon lange nicht mehr. Darum soll seiner Ansicht nach Stuttgart zu einem "Friedenskirchentag" werden. "Schon seit langem haben Friedensorganisationen und kirchliche Einrichtungen die Initiative für ein Zentrum Frieden ergriffen, um Gewaltfreiheit, Friedenstheologie und Pazifismus eine starke Stimme auf dem Kirchentag zu geben", betont Jan Gildemeister, der heutige Geschäftsführer der AGDF. Er hat damals als Jugendlicher an den Demonstrationen in Hamburg und Bonn teilgenommen und sieht auch heute wieder die Friedensbewegung gefordert, sich zu Wort zu melden. "Friedenskirchentag, das geht nur mit uns", ist er überzeugt.

Und wie damals in Hamburg soll es auch in Stuttgart am Rande des Deutschen Evangelischen Kirchentages wieder eine Friedensdemonstration geben, eine "Menschenkette für den Frieden" zwischen dem "AFRICOM", dem US-amerikanischen Oberkommando für alle Militäroperationen in Afrika, und dem "EUCOM", dem US-Kommando für Europa. "Deutschland soll dem Frieden dienen, heißt es im Grundgesetz. Doch von Stuttgart geht Krieg aus, denn hier befinden sich zwei der sechs US-Kommandozentralen", macht Jan Gildemeister deutlich. Und er fügt hinzu: "Darum fordern wir im Rahmen des Kirchentags ein klares Bekenntnis der Kirchen, aber auch der politisch Verantwortlichen, für den Frieden." Zu den Forderungen bei der Menschenkette gehören ein Ende des völkerrechtswidrigen Einsatzes von Kampfdrohnen, ein Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland und Europa und die Schließung dieser amerikanischen Kommandozentralen.

Die Menschenkette soll am Samstag, 6. Juni, vom Zentrum Frieden an der Friedenskirche bis zum Mahnmal auf dem Stauffenbergplatz gehen. Ab 11.15 Uhr soll die Menschenkette aufgebaut und um fünf vor Zwölf (11.55 Uhr) für eine Viertelstunde geschlossen werden.

Quelle:  Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) - Pressemitteilung vom 20.05.2015.

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Veröffentlicht am

01. Juni 2015

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