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Afrikazelle des Dschihad

Der Anschlag auf ein Hotel in Burkina Faso zeigt, dass dschihadistische Verbände ihren "Heiligen Krieg" inzwischen auf ganz Westafrika ausdehnen wollen.

Von Lutz Herden

Noch scheint es kein strategisches Tableau zu sein, dem sich die dschihadtischen Verbände in Nordwestafrika wie bei einer  konzertierten Aktion verschrieben haben. Doch gibt es Rahmenbedingungen, die dazu führen können, dass es dazu kommt. Sie werden im Folgenden kurz umrissen.

Asymmetrischer Krieg

Die Intervention Frankreichs 2013 (Opération Serval) hat dazu geführt, dass sich in Mali und angrenzenden Staaten zwei Konfliktkulturen gegenüberstehen: hier eine Ex-Kolonialmacht, die verbunden mit der EU-Mali-Mission EUTM ihre Möglichkeiten ausspielt - dort eine mobile Guerilla des Dschihad, die den Subkontinent Nordwestafrika als Kampfzone begreift und von ihrem Heimvorteil zehrt. Sie zeigt taktische Flexibilität, hat eine ökonomische Basis und ersetzt in Nordmali, Libyen und Niger oft fehlende staatliche Strukturen.

Regionale Lösung

Seit Mali mit dem Militärputsch vom März 2012 und der Einnahme des Nordens durch Tuareg-Rebellen und die dschihadistischen Ansar Dine ins Straucheln kam, soll es eine "Afrikanische Lösung" geben (dazu zählt die Militärmission der Westafrikanischen Gemeinschaft ECOWAS in Mali). Doch wirkt diese Lösung unglaubwürdig, seit sich Frankreich exponierte. Ungeachtet dessen gründeten 2014 Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad die "G5 du Sahel", um der Herausforderung des Dschihad zu begegnen.

Transnationale Ökonomie

Der Verfall staatlicher Autorität in der Region begünstigt ökonomische Beziehungen, die organisierter Kriminalität wie islamistischen Netzwerken zugutekommen. Zum Warenkorb gehören Waffen, Rohstoffe, Drogen und Zigaretten, die geschmuggelt und verkauft werden. Diese transnationale Konfliktökonomie ist eine wesentliche Ressource für die Kriegskassen des Dschihad. Profiteure sind ebenso lokale staatliche Akteure wie Militärs.

Dschihadistische Verbände in Westafrika:

Ansar Dine

Die "Unterstützer des Glaubens" sind seit den 90er Jahren der islamische Ausläufer des Kampfes um einen Tuareg-Staat in Mali. Anführer Ag Ghaly will ein Kalifat; Kombattanten 1.500 bis 2.000

al-Qaida im Islamischen Maghreb

Einst als salafistischer Verbund Ende der 90er Jahre in Algerien entstanden, erweiterte er 2007 mit der Umbenennung in AQMI seinen Aktionsradius auf Tunesien, Libyen und Niger

Ansar al-Scharia

Die "Anhänger des islamischen Rechts" gingen im libyschen Bürgerkrieg Mitte 2011 aus der "Märtyrerbrigade des 17. Februar" hervor. Ihre Kommandozentrale liegt heute in Bengasi

IS in Libyen

Die Afrika-Residenz des Islamischen Staates liegt in Libyen. Geführt werden die gut 2.000 IS-Kämpfer von der Stadt Sirte aus. Sie sind dabei, auch Ölterminals am Mittelmeer zu erobern

Boko Haram

Ein Konglomerat islamistisch-terroristischer Einheiten in Nordnigeria, die mit ihrem Fanatismus und ihrer Brutalität eine ganze Region in Schach halten. Boko Haram beruft sich programmatisch auf die Taliban in Afghanistan

Bewegung für Einheit des Dschihad in Westafrika (MUJWA)

Diese Gruppe entstand 2011 als Filiale von AQMI (s.o.). Seither bekämpfen MUJWA-Milizen (etwa 1.000 Mann) besonders den französischen Konzern Areva und seinen Uranabbau in Niger

Quelle: der FREITAG vom 03.02.2016. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

Veröffentlicht am

04. Februar 2016

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