Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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Aus der Mitte entspringt ein Fluss - ein Workshop zur Entdeckung der eigenen Kraftquellen

Von Ullrich Hahn Die Gedanken wurden von Ullrich Hahn in einem Workshop beim Evang. Kirchentag Stuttgart 2015 vorgetragen.

Wir kennen das Thema schon aus vielen Marchen unserer Kindheit: Die dem schwachen Menschen gestellte Aufgabe ist zu groß, seine Zeit zu kurz, um sie aus eigener Kraft zu erfüllen.

Andere Mächte - böse oder gute - bieten Hilfe an. Die Hilfe des Bösen hat ihren Preis: das Menschenopfer oder die Verpfändung der Seele.

Ich sehe sieben Quellen für unsere Kraft, sowohl zum Widerstand gegen Unrecht und Gewalt, als auch für die Entfaltung von Frieden und Gerechtigkeit:

1. Angesichts der Größe unserer Aufgabe nehme ich meine Grenzen an und damit mich selbst, so wie ich auch von Gott angenommen bin.
Die oft erlebte Ohnmacht und Hilflosigkeit angesichts von Unrecht und Leid hat nichts mit eigenem Versagen zu tun, sondern entspricht dem realen Verhältnis meiner Kraft zu den Problemen der Gegenwart.

2. Bevor ich noch viel tun kann gegen das Unrecht, kann ich es lassen, selbst Unrecht zu tun und es auf vielfältige Weise zu stützen und zu legitimieren. Das Lassen kostet mich keine Anstrengung, es macht mich vielmehr frei, auch zu sinnvollem Tun.

3. Gegenüber dem Unrecht trete ich für die Wahrheit ein (Franz von Assisi: "dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum wohnt …").
Ich nehme Teil am "Versuch, in der Wahrheit zu leben" (Vaclav Havel), an der Wahrheit festzuhalten (Gandhi).
Die Wahrheit ist zwar schwach gegenüber Herrschaft und Gewalt, aber sie kommt immer wieder ans Licht und lässt sich auf Dauer nicht unterdrücken.

4. Ich bin nicht allein; viele andere gehen mit mir, auch wenn ich sie nicht alle kenne und nicht immer um mich habe.
Nur in Gemeinschaft können wir an den Modellen gerechter Beziehungen arbeiten und Frieden über Grenzen stiften.
In Gemeinschaft sind wir auch mehr als die Summe aller Einzelnen: Wir gewinnen Macht - nicht über andere, sondern um das Werk zu bauen, das wir uns vorgenommen haben.
Wo wir unsere eigene Verantwortung / unsere eigenen Dinge wieder gemeinsam in die eigenen Hände nehmen, erleben wir schon jetzt die Freude, die wir am Ziel unserer Hoffnung erwarten.

5. Ich lasse mich von den Problemen nicht hetzen. Der mir gegebene Zeitrahmen entspricht keiner Wahlperiode oder einer befristeten Kampagne, sondern meinem Leben.
Die Probleme sind leider von langer Dauer. Wesentlich ist, dass ich sofort beginne, mich ihnen zu stellen, zu arbeiten, ohne auf den (kurzfristigen) Erfolg zu schielen.
"Wir wollen wie das Wasser sein - das weiche Wasser bricht den Stein" (aus dem Tao von Laotse)

6. Wo wir Unrecht und Gewalt lassen, öffnen wir uns der Gegenwart Gottes: "Es soll nicht durch Heer und Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist." Gottes Geist steht damit in Konkurrenz zum herrschenden Glauben an die erlösende Kraft der Gewalt (Walter Wink), wie er in der Geschichte der Menschheit lebendig ist und bis heute Menschenopfer fordert (Gewalt als "ultima ratio", zur Wahrnehmung der "Schutzverantwortung", als Mittel von "humanitären Interventionen" und eines "just policing").
Gegenüber diesem herrschenden Glauben an die Gewalt gilt die Verheißung: "Wer sich auf Gottes Geist der Liebe verlasst, der ist nicht verlassen, sondern steht wie ein Baum am Wasser gepflanzt" (Psalm 1).

7. Im Lärm der uns überflutenden Informationen bedürfen wir der Stille: "Ich will hören, was die Gerechtigkeit in mich spricht" (Meister Eckhard).

Fußnoten

Veröffentlicht am

20. Juni 2015

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