Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

Ihre Spende ermöglicht unser Engagement

Spendenkonto:
Bank: GLS Bank eG
IBAN:
DE36 4306 0967 8023 3348 00
BIC: GENODEM1GLS
 

Brasilien: Ein Mitstreiter - Marcinho do MST - wurde erschossen

Von Thomas Bauer

Heute vor einer Woche, am 24. Januar 2018, haben sie Márcio Oliveira Matos, 33 Jahre, getötet. Márcio, Mitstreiter der Landlosenbewegung (MST) in Iramaia/Bahia, wurde vor seinem 6-jährigen Sohn im eigenen Heim regelrecht hingerichtet. Laut dem zuständigen Polizeichef gab es für ihn kein Entkommen. Fünf Kugeln trafen in direkt im Brust und Kopfbereich.

Márcio besaß ein Haus im Dorf Boa Sorte (Viel Glück) auf einem ehemaligen, bereits durch die Agrarreform enteigneten Großgrundbesitz. Ich selbst habe ihn mehrmals während verschiedener Veranstaltungen und Protestaktionen kennen und schätzen gelernt.

Während vieler Jahre war er Teil der nationalen Koordination der Landlosenbewegung und aktiv im Bundesland Bahia. Vor allem in der Chapada Diamantina - ein weltweit bekanntes Urlaubsparadies - ist es unter anderem auch ihm zu verdanken, dass die Enteignungen durch den Druck immer wieder neuer Gruppen von Landlosen vorangetrieben wurde.

Das Gebiet in dem sich das Dorf Boa Sorte und das Haus von Márcio befindet, war in den 1970er Jahren selbst Schauplatz von vielen gewaltsamen Konflikten. Damals zerstörte der Großgrundbesitzer der das Land für sich beanspruchte die Hütten der Landlosen die das Gebiet besetzten. Mehrere Bauern wurden dabei inhaftiert, verletzt und ein Bauer erschossen.

Sein unermüdlicher Einsatz, sein bedingungsloses Eintreten für die Sache der Landlosen war wahrscheinlich auch der Grund für seine grausame Ermordung. Márcio reiht sich ein in eine große Zahl von Opfern: 65 Menschen haben alleine im letzten Jahr für den Kampf um Menschenrechte, für den Kampf auf ein Stück Grund und Boden ihr Leben gelassen. Diese unglaublich hohe Zahl zeigt die Dramatik von Gewalt und Verfolgung in den ländlichen Regionen Brasiliens. Für uns Hinterbliebene im Kampf gegen das Unrecht, für uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von CPT und MST wird es immer gefährlicher. Aber wir dürfen auch durch diese schrecklichen Taten nicht den Mut verlieren. Das sind wir Márcio und allen Landlosen und Bauern und Bäuerinnen die um ihr überleben kämpfen schuldig.

Quelle:  PIRAMA (= NachDenkZeit) vom 31.01.2018.

Veröffentlicht am

31. Januar 2018

Artikel ausdrucken

Weitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von