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AKW Neckarwestheim: Reaktorsicherheitsexperte warnt vor auslegungsüberschreitendem Störfall aufgrund rissiger Rohre

.ausgestrahlt veröffentlicht Expertise zum Risiko von Dampferzeuger-Heizrohrbrüchen / Gefährliches "Bypass-Ereignis" mit Freisetzung radioaktiver Stoffe und Kernschmelze möglich / Umweltminister Untersteller darf AKW Neckarwestheim nicht ans Netz lassen

Im AKW Neckarwestheim-2 sind mehr als 100 Rohre in den Dampferzeugern von Rissen durchzogen. Ursache ist die besonders gefährliche Spannungsrisskorrosion. Die Risse können zum gleichzeitigen Bruch mehrerer Rohre führen. Risiken und Folgen eines solchen auslegungsüberschreitenden Störfalls hat der unabhängige Reaktorsicherheitsexperte Prof. Dr.-Ing. habil. Manfred Mertins in einer Stellungnahme für die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt beschrieben. Hierzu erklärt Matthias Weyland von .ausgestrahlt:

"Die im AKW Neckarwestheim-2 entdeckten Risse sind irgendwann in den vergangenen vier Jahren entstanden und mit unbekannter Geschwindigkeit gewachsen. Weder EnBW noch die Atomaufsicht wissen, wann und wie schnell die Risse bis zu 91 Prozent der Wanddicke durchdringen konnten. Sie können deshalb auch nicht ausschließen, dass sich in den kommenden Monaten erneut gefährliche Risse bilden, die unter Umständen sehr schnell wachsen.

Schon der Bruch eines einzigen der mehr als 16.000 Heizrohre in den Dampferzeugern ist ein gefährlicher Störfall, der zur Freisetzung von Radioaktivität führen kann. Umweltminister Untersteller (Grüne) darf einen solchen Störfall nicht billigend in Kauf nehmen.

Die Expertise zeigt zudem, dass insbesondere bei vorgeschädigten Rohren eine erhebliche Gefahr gefährlicher Folgeschäden besteht: Das erste beschädigte Rohr kann weitere benachbarte Rohre zerstören. Der Störfall würde damit auslegungsüberschreitend. Zudem könnte er sich zu einem der gefürchteten ‚Bypass-Ereignisse’ entwickeln, bei denen radioaktives Wasser aus dem Reaktorkern ungehindert in die Umwelt gelangen und der Reaktorkern nicht mehr ausreichend gekühlt werden kann. Im schlimmsten Fall droht dann eine Kernschmelze.

Das AKW Neckarwestheim-2 ist in den vergangenen Jahren nur knapp am Durchriss eines oder gar mehrerer Heizrohre vorbeigeschrammt. Weder EnBW noch die Atomaufsicht haben bemerkt, wie Risse Rohrwände fast komplett durchdrungen haben. Es kann nicht sein, dass EnBW nun einfach ein paar beschädigte Rohre verstopft und den Reaktor wieder in Betrieb nimmt. Solange das Auftreten weiterer schnell wachsender Risse (‚Spannungsrisskorrosion’) in den Dampferzeugern nicht hundertprozentig ausgeschlossen ist, darf Umweltminister Untersteller keine Wiederanfahrgenehmigung für den Reaktor erteilen. Die Sicherheit der Bevölkerung muss Vorrang haben vor den Profitinteressen von EnBW."

Quelle: .ausgestrahlt - gemeinsam gegen Atomenergie - Pressemitteilung vom 06.11.2018.

Veröffentlicht am

06. November 2018

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