Offener Brief von Andreas Zumach an Dekan Thomas Schalla anlässlich der Veranstaltung am 3. Juni 2019 im Karlsruher Tollhaus zu Israel/PalästinaDer renommierte UN-Korrespondent, Buchautor und Vortragsredner Andreas Zumach war für den 6. Dezember 2018 war von der Evangelischen Erwachsenenbildung (EEB) in Karlsruhe zu einem Referat zum Thema "Israel - seine wahren und falschen Freunde" eingeladen worden. Kurz vorher wurde die Veranstaltung durch den evangelischen Dekan von Karlsruhe, Dr. Thomas Schalla, mit Rückendeckung der badischen Landeskirche abgesagt. Im Vorfeld gab es Beschuldigungen über Andreas Zumach aus der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe, er delegitimiere den Staat Israel. Trotz der zurückgenommenen Anschuldigungen blieb die Zumach-Veranstaltung in Karlsruhe abgesagt. Dekan Schalla hatte seinerzeit gegenüber Andreas Zumach den Vorschlag unterbreitet, er könne diesen Vortrag zu einem späteren Zeitpunkt auf einer Tagung halten, auf der dann "auch Referenten mit anderen Positionen zu Wort kommen" sollten. Am 2. Juni 2019 informierte nun Dekan Schalla per Mail Andreas Zumach darüber, dass die Evangelische Kirche in Karlsruhe am 3. Juni eine Veranstaltung zu Israel/Palästina durchführe und begründete, warum er aber nicht als Podiumsteilnehmer oder Referent eingeladen worden sei. Darauf reagierte Andreas Zumach mit einem Offenen Brief, in dem er dem Dekan vorwarf, dass dieser sich nicht an seine Zusagen gehalten habe. Wir dokumentieren diesen Offenen Brief und zitieren anschließend aus einigen Mails von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung "Auf der Suche nach dem Platz zwischen den Stühlen" am 3. Juni 2019 im Karlsruher Tollhaus, zu der Evangelische Kirche in Karlsruhe und die Evangelische Akademikerschaft Deutschland e.V. eingeladen hatten. An der Veranstaltung nahmen rund 100 Interessierte teil. Der Offene Brief von Andreas Zumach wurde am Eingang an die Besucherinnen und Besucher verteilt. Offener Brief an Dekan Thomas Schalla anlässlich der Veranstaltung am 3. Juni 2019 im Karlsruher Tollhaus zu Israel/PalästinaVon Andreas Zumach, Genf, 3. Juni 2019 Betrifft: Wortbruch und Täuschung Sehr geehrter Herr Schalla, ,,Wir haben nun länger nichts mehr voneinander gehört." Ich stelle fest: Sie sind wortbrüchig geworden und haben mich getäuscht. Sie haben nicht nur mich getäuscht, sondern auch den Programmbeirat der "Jungen Alten" in der Evangelischen Erwachsenenbildung Karlsruhe, die Leitung der Badischen Landeskirche, die Medien in Karlsruhe sowie die Karlsruher Öffentlichkeit. Zur Erinnerung: am spätem Vormittag des 3.12.2018 machten Sie mir in einem Telefonat, um das Sie mich zuvor per E-Mail gebeten hatten, folgenden Vorschlag: ich verzichte auf meinen für den 6. Dezember angekündigten Vortrag bei den "Jungen Alten" in Karlsruhe-Durlach, den Sie am 26.11. auf Basis einer zum Zeitpunkt unseres Telefonats schon längst schriftlich widerrufenen Verleumdung der Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde, Solange Rosenberg abgesagt hatten. Dafür, so Ihr Vorschlag, könne ich diesen Vortrag zu einem späteren Zeitpunkt auf einer Tagung halten, auf der dann "auch Referenten mit anderen Positionen zu Wort kommen" sollten. Kurz nach unserem Telefonat unterbreiteten Sie mir diesen Vorschlag auch schriftlich per E-Mail. Ich erklärte sowohl in dem Telefonat wie in einer Antwortmail meine grundsätzliche Bereitschaft zur Teilnahme an einer solchen Tagung sowie zur Beteiligung an ihrer konzeptionellen Planung. Ich erklärte Ihnen aber auch ausdrücklich, dass ich Ihre Absage meines Vortrages bei den "Jungen Alten" weiterhin nicht akzeptieren könne und daher meine Teilnahme an einer künftigen Tagung für mich keine "Kompromisslösung" darstelle. Zu diesem Zeitpunkt bestand noch die Hoffnung (nicht nur bei mir), dass Sie bei einer Sitzung mit dem Programmbeirat der "Jungen Alten" am Abend des 3.12. Ihre Absage meines Vortrages in Durlach noch revidieren würden. Noch vor dieser Sitzung informierten Sie die BNN, den Evangelischen Pressedienst und andere Medien sowie die Leitung der Badischen Landeskirche, Sie hätten mir einen "Kompromissvorschlag" für eine spätere Tagung gemacht. Das haben Sie am Abend des 3.12. auch dem Programmbeirat der Jungen Alten mündlich sowie per E-Mail schriftlich erklärt. Sie schrieben wörtlich: Mit ähnlichen Formulierungen bekundeten Sie auch, als Sie am Abend des 5.12. nach meinem Vortrag in der Stadtbibliothek Karlsruhe das Wort ergriffen sowie bei Ihrem Auftritt am Morgen des 6.12. im Evangelischen Gemeindezentrum Karlsruhe-Durlach ihre Absicht zu einer Tagung unter meiner Beteiligung. Von der BNN, epd und anderen Medien wurden Sie mit diesen Äußerungen zitiert. Und Landesbischof Cornelius Bundschuh sowie seine persönliche Referentin Annette Brauch bezogen sich in ihren öffentlichen Stellungnahmen ab dem 3.12. sowie in Antwortschreiben an Kritiker Ihrer Absage meines Vortrages positiv auf Ihre Absichtserklärungen zu einer Tagung mit meiner Beteiligung. Seit dem 6. Dezember und bis zu Ihrer gestrigen Mail an mich habe ich nie mehr etwas von diesem Vorhaben gehört - weder von Ihnen noch von anderer Seite. Stattdessen muss ich zur Kenntnis nehmen, dass Sie auf Nachfragen von Medien (jüngst u.a. der Jerusalem Post und der Schweizer jüdischen Zeitschrift "tachles") und von anderer Seite nach den Gründen für Ihre Absage meines Vortrages weiterhin die folgende Stellungnahme verbreiten: "Ich habe die Absage der Veranstaltung angeordnet, weil ich Schaden für das Verhältnis zwischen Evangelischer Kirche und der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe abwenden möchte. Ich will die Wahrnehmung der Person von Herrn Zumach von Seiten der Jüdischen Kultusgemeinde nicht kommentieren. Ich will auch nicht beurteilen, ob und in welchem Umfang diese Wahrnehmungen berechtigt sind. Ich habe deshalb auch keine Ermittlung darüber aufgenommen, wer was gesagt hat. Ich muss aber zur Kenntnis nehmen, dass ausweislich der offiziellen Stellungnahme von Seiten der Jüdischen Kultusgemeinde eine ernsthafte Störung des Verhältnisses in Karlsruhe eine wahrscheinliche Folge der Veranstaltung in der Evangelischen Erwachsenenbildung gewesen wäre. Die Entscheidung hat selbstverständlich nichts mit Transparenz zu tun, sondern mit Zuständigkeiten. Ganz abgesehen davon, dass Sie inzwischen längst hätten ermitteln und sich Klarheit verschaffen können - und müssen! - darüber "wer was gesagt hat" und "ob und in welchem Umfang" die von Frau Rosenberg behaupteten "Wahrnehmungen" meiner Person berechtigt sind, (ich hatte Ihnen und auch Frau Rosenberg seit Anfang Dezember mehrfach angeboten, die komplett vorliegenden Mitschnitte meiner bisherigen Vorträge bei den "Jungen Alten" nebst nachfolgenden Diskussionen anzuhören und mir dann die als "persönlich bedrängend empfundenen" Äußerungen konkret zu benennen. Auf diesen Vorschlag haben Sie und Frau Rosenberg nie reagiert) stelle ich fest: ENTWEDER ist Ihre oben zitierte Stellungnahme eine Falschbehauptung. Denn nachdem Solange Rosenberg ihre Mail vom 25.11.18 mit den verleumderischen Aussagen über mich am 27.11. vollständig schriftlich widerrufen und eine schriftliche Unterlassungserklärung abgegeben hatte (beide Erklärungen liegen Ihnen seit dem 28.11.18 vor), gab es keine "offizielle Stellungnahme von Seiten der Jüdischen Kultusgemeinde" mehr, auf die Sie sich berufen können. ODER aber, Frau Rosenberg hat ihre Verleumdungen meiner Person trotz ihres schriftlichen Widerrufs und der Unterlassungserklärung auch Ihnen gegenüber mündlich wiederholt und aufrecht erhalten - so wie sie das nachweislich gegenüber mindestens drei weiteren mir namentlich bekannten Personen getan hat. Wenn es so war (oder wenn andere Vertreterlnnen der Jüdischen Gemeinde mit Verleumdungen meiner Person an Sie herangetreten sind), müssten Sie das endlich offenlegen. Solange Sie hier nicht endlich Klarheit schaffen und weiterhin Ihre oben zitierte Stellungnahme verbreiten, tragen Sie dazu bei, dass das rufmörderische Gift, das Frau Rosenberg ausgestreut hat, weiterhin wirkt und mir immer weiter schadet. Ich habe seit den Verleumdungen von Frau Rosenberg bereits berufliche Nachteile erfahren (abgesagte Vorträge, nicht erteilte journalistische Aufträge, etc.). Nach dem Artikel in der Jerusalem Post, in dem "Europakorrespondent" Benjamin Weinthal mich auch unter Nutzung Ihrer oben zitierten Stellungnahme als BDS-Aktivisten diffamiert hat, kann ich nicht mehr nach Israel/Palästina einreisen. Dafür sind Sie mitverantwortlich. Mit dennoch freundlichen Grüßen Informationen zur Veranstaltung "Auf der Suche nach dem Platz zwischen den Stühlen" am 3. Juni 2019 in KarlsruheAnkündigung der Veranstaltung durch die Evang. Kirche in Karlsruhe: Bericht zur Veranstaltung von der Evang. Kirche in Karlsruhe:
Reaktionen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung Wir zitieren auszugsweise aus einigen Mails von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung an Andreas Zumach. "… 140 Ex. Deines offenen Briefes habe ich, zusammen mit Gleichgesinnten, vor und in dem Tollhaus verteilt. Der Saal war gut gefüllt. Die Veranstaltung fing mit einer Verspätung von 20 min an, weil auf Kerstin Müller gewartet wurde, die als erste die jeweils 10 - 15 Minuten langen Statements vortrug. Da hatten viele Zeit, Deinen Offenen Brief zu lesen. Die meisten, denen ich ein Ex. überreichte, fanden das sehr gut (die zähle ich zu Deinen stillen Unterstützern), nur ganz wenige, vielleicht eine Handvoll, verweigerten die Annahme meiner Handreichung. Die Spitze der Landeskirche kam (Landesbischof Cornelius-Bundschuh mit seiner persönl. Referentin Annegret Brauch) und viele "Würdenträger" der Landeskirche, die offensichtlich alle was lernen wollten. Die Podiumsbeiträge waren freundlich-allgemein - was sollten wir auch anderes erwarten? …" "… Herrn Schalla ist es gelungen, tatsächlich jede Diskussion unmöglich zu machen: es saßen die 6 eingeladenen Referenten auf dem Podium und wurden von dem Moderator jeweils aufgefordert, ein 10minütiges Statement abzugeben, was inklusive des verspäteten Beginns eineinhalb Stunden dauerte, da natürlich jeder länger redete. Von den Eingeladenen waren nur zwei der Rede wert, und zwar der ev. Probst aus Ostjerusalem, der wenigstens einige Fakten zur dortigen Situation brachte, und ein palästinensischer Pastor, dem ganz klar war, wer da alles auf dem Podium saß, und der deshalb auch nicht viel Konkretes sagte, dafür aber sehr sympathisch war. … Von 8.00 Uhr bis 9.00 Uhr ging dann die "Diskussion" an den Tischen, jeweils eine(r) der Referenten saß an einem Tisch, ich saß am Tisch mit Frau Kerstin Müller, über die ich mich lieber gar nicht äußere. Sie hat jeden Widerspruch mit ihrer Dominanz abgeschmettert. Ab lang nach 9.00 Uhr gab es noch einmal ein Plenum, und ich hoffte, dass es jetzt zu einer offenen Diskussion mit dem Publikum kommen würde. Dass es dazu nicht kam, dafür sorgte wohl Herr Schalla. Erneut wurden die Referenten gebeten, zu den "Fragen", die an den Tischen aufgetaucht seien, Stellung zu nehmen, und erneut kam es zu Statements, aber ohne eine einzige Frage aus dem Publikum, das wurde überhaupt nicht zur Kenntnis genommen; auch untereinander wurde nicht diskutiert. Ich habe es noch nie erlebt, dass ich bei einer solchen Veranstaltung bis zum Schluss keine Ahnung hatte, wie denn die Stimmung im Publikum ist. Deshalb brauchen Sie es nicht zu bedauern, dass Sie nicht dort waren; es sei denn, Sie hätten das festgezurrte Programm gewaltsam ändern können. Aber Herr Schalla hat betont, dass das nicht die letzte solcher Veranstaltungen gewesen sei…." "… Wenn nicht dein Brief verteilt worden wäre, hätte Schalla garantiert nicht gleich zu Beginn so intensiv darüber geredet. - Es gab Leute, die nicht Bescheid wussten, was im Dezember vorgefallen ist. Zwei haben mich angesprochen und deshalb gefragt, warum du diesen harschen Brief geschrieben hättest. Es gab gute Gespräche. Die Seite der Palästinenser war bei diesem Podium nicht adäquat besetzt, um einen Gegenpart zu Daniel Neumann zu bilden. Der palästinensische Pastor Ashraf Tannous war einfach nur lieb. Das war auch mir zu "soft" und das will was heißen! Daniel Neumann war der einzige, der alles schriftlich vorgelesen hat. Er sagte, dass die Juden in Deutschland vor allem unter dem Nahost-Konflikt leiden müssten, da kein Unterschied gemacht würde zwischen Juden in Deutschland und Israelis. Dann bekundete er allerdings seine absolute Loyalität zur israelischen Politik. - In der Schlussrunde musste er zu diesem Widerspruch Stellung beziehen (ist wohl an mehreren Gesprächstischen geäußert worden). Da eierte er rum. - Egal wie: Israelis und Juden sind immer nur Opfer. Avishai Milstein hat wahrscheinlich nichts Falsches gesagt, aber so schnell gesprochen, dass ich kaum mitkam. Kerstin Müller und Dr. Or waren wohl ausgewogen. An unserem Gesprächstisch (geleitet von Jörg Winter, Jurist, ehemaliger Oberkirchenrat) wurde von einem Paar, das einige Jahre in Israel und Palästina gelebt hat, moniert, dass diese nicht richtig mitreden könnten, da sie mit besonderen Ausweisen am eigenen Leib nie erleben müssten, wie es den "normalen" Palästinensern bei den alltäglichen Schikanen und Demütigungen ginge. Am eindeutigsten fand ich Wolfgang Schmidt, Probst der Evang. Kirche in Jerusalem, der demnächst Oberkirchenrat in der badischen Landeskirche wird. Er hat Beispiele aus dem Alltag der Palästinenser beschrieben und gesagt, dass freie und offene Diskussionskultur das A und O im Israel-Palästina-Konflikt ist und dass Redeverbote keinem helfen (kräftiger Beifall der meisten Anwesenden). Dann sprach er von Stühlen, auf die er sich setze: - Stuhl des Kampfes gegen Rassismus - Antisemitismus steht in Gefahr zu einer verlogenen Worthülse zu werden "… Dein Brief wurde kurz vor Beginn der Veranstaltung am Eingang verteilt. Ich habe ein Exemplar. Frau Rosenberg, die an einem der Runden Tische zur "Diskussion" neben mir saß, zeigte sich aggressiv, was bei mir durch Freundlichkeit abblitzte. Ich hatte leider keine Gelegenheit, Dich und den von ihr verursachten Schaden, zu erwähnen. Es hätte auch nichts an ihrer verbohrten Unbotmäßigkeit geändert. … Ihr Ehemann, links von mir, … wiederholte immer wieder nur die Mär von den ewigen, Israel gegenüber feindlichen arabischen Nachbarn. Zu meiner lachenden Bemerkung "aber die verstehen sich doch bestens mit Israel, und das seit Jahren" (ich könne ihm das beweisen), reagierte er ratlos. Auf die Frage einer Dame am "runden Tisch" an Frau Rosenberg, ob sie "denn" auch gute, positive Erfahrungen, nicht nur antisemitische, gemacht habe in Karlsruhe, sagte sie, sie habe fast nur gute gemacht. Immerhin, sie hat es gesagt! Sie fühle sich hier sehr wohl. Schalla, in der Einführung, ließ eine spätere Veranstaltung mit Dir offen, sagte aber, "DIE HEUTIGE sei NICHT als Antwort auf die Vorgänge im Dezember gedacht, sondern Antisemitismus. … Das Thema des Abends (Schalla), Antisemitismus, wurde deutlich nur von Daniel Neumann, Geschäftsführer des Landesverbandes Ju¨discher Gemeinden in Hessen, thematisiert, das in sehr verdichteter Form einer Aufzählung von Vorkommnissen von Personen-Gefährdung als Jude oder jüdische Einrichtung - Schule, Synagoge etc… Beim anschließenden kurzen Gespräch unter 4 Augen hat er mir das nicht als seine ganz persönliche Erfahrung bestätigt. …" Weblinks zur der für 6.12.2018 in Karlsruhe geplanten, abgesagten Veranstaltung:
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