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Konstantin Wecker: Höchste Priorität: Krieg

Die alte und die neue Verteidigungsministerin stehen für einen neuen Militarisierungsschub in Europa. Jeder, der sich dem Leben, nicht dem Tod, verpflichtet fühlt, muss gegen diesen gefährlichen Wahnsinn jetzt aufstehen. Grußbotschaft Konstantin Weckers anlässlich der Demonstration am US-AFRICOM in Stuttgart am 20. Juli 2019 (Friedensstadtwoche Tübingen/Stuttgart 19.-21. Juli 2019, Infos zu den Veranstaltungen hier ). 

Von Konstantin Wecker

Liebe Freundinnen und Freunde des Friedens,

wir wissen jetzt, was in der Politik "höchste Priorität" hat: Es sind nicht die Nöte der wachsenden Zahl von Armen im Land; es ist nicht der furchtbare Rechtsruck, dieser Vormarsch der Unmenschlichkeit in der Flüchtlingspolitik; es ist nicht der Kollaps unseres Ökosystems, der unser aller Überleben bedroht - nein: höchste Priorität hat von nun an die Bundeswehr. Wir haben dies von unserer neuen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer erfahren. Töten und Sterben quasi als das neue Supergrundrecht in Deutschland.

Hierzu muss man sagen: Wenn schon die Bezeichnung des Amtes, "Verteidigungsministerin", eine Lüge ist - denn wo wird Deutschland derzeit in seinen Grenzen angegriffen? -  wie sollte man da von der Amtsinhaberin Ehrlichkeit verlangen?  Frau Kramp Karrenbauer will auf Biegen und Brechen Kanzlerin werden und sich dabei als Scharfmacherin positionieren - auf dem Rücken der Kriegsopfer. Selbst dem Zwei-Prozent-Ziel des Amok-Präsidenten Trump kann sie etwas abgewinnen. Mehr Geld für Bomben statt für die Sanierung von Schulen, um Bäume zu pflanzen und weniger leistungsfähigen Menschen ein würdiges Auskommen zu sichern. In welcher Epoche leben wir eigentlich? Das schöne Gelöbnis vieler Menschen im Angesicht der Trümmer des Zweiten Weltkriegs, "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg", es wurde nach nur 70 Jahren pervertiert in "Gern wieder Krieg - und gern auch ein bisschen Faschismus".

Die Heuchelei unserer Machthaber und zunehmend auch Machthaberinnen ist ohne Maß. "Bleiben Sie behütet!", hat Ursula von der Leyen, die aufgrund rätselhafter Hinterzimmer-Absprachen demokratiewidrig auf den Posten der mächtigsten Europäerin gehievt wurde, den Soldaten als letzten Tagesbefehl ans Herz gelegt. Es ist ja schon eine Absurdität, dass man Behütetsein "befehlen" kann. Aber sich gegenüber Menschen, die man ohne Skrupel in den Tod schicken würde, als Beschützerin aufzuspielen - das ist dreist. Nein, was von derartiger "Politik" zu halten ist, hat mein Kollege Udo Lindenberg treffend auf den Punkt gebracht: "Sie machen Menschen zu Mördern und labern vom Sieg".

Liebe Friedensfreundinnen und -freunde, wir gehen einer Epoche zunehmender Militarisierung entgegen, in Europa wie in Deutschland. Militärparaden, wie unlängst in Frankreich, werden das Bild ebenso bestimmen wie PR-Offiziere der Bundeswehr in deutschen Klassenzimmern. Endloses Gejammer über nicht ausreichend funktionierende Militär-Ausrüstung wird die Gazetten füllen. Wenn es doch nur so wäre, dass unsere Waffen nicht mehr funktionieren - dann würden vielleicht ein paar Menschen weniger getötet oder verstümmelt werden! So aber werden unsere von der Politik veruntreuten Steuergelder ungehemmt in Werkzeuge des Tötens fließen; Waffen verschlingen unser aller Zukunft und richten immensen Schaden an, längst bevor der erste Schuss in einem heißen Krieg gefallen ist.

Liebe Freundinnen und Freunde, es tut gut, zu wissen, dass Ihr hier seid und Euch dem gefährlichen Wahnsinn entgegenstellt - mit Euren Transparenten, mit Eurer Leidenschaft, mit Eurem Zorn und Eurem Mut. Mit Herzen, die noch zu fühlen vermögen, welch unschätzbarer Verlust jedes zerstörte Leben darstellt. Kämpfen wir weiter! Es geht ums Tun - aber wenn es uns hier nicht gelingt, mit gewaltfreier Vehemenz auch zu siegen, gehen wir wahrlich einer düsteren Epoche entgegen.

Quelle: Hinter den Schlagzeilen - 22.07.2019.

Veröffentlicht am

23. Juli 2019

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