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Politik ohne Flugscham - Charterabschiebung Nr. 26 nach Kabul

Opferzahlen in Afghanistan werden zum Teil ausgeblendet oder manipuliert

Am morgigen 30. Juli 2019 soll  der nächste Abschiebungsflug nach Afghanistan abheben. Nach den Erfahrungen mit den letzten Flügen werden keineswegs nur Straftäter die Zwangspassagiere sein, sondern auch Unbescholtene, die sich aus guten Gründen Hoffnungen auf eine Zukunft in Deutschland gemacht haben.  Zu erwarten sind - insbesondere in Bayern - Razzien und Jagdszenen, um den Flieger zu füllen. Man würde sich wünschen, es gebe so etwas wie politische Flugscham, Menschen nicht in Krieg und Elend ausfliegen zu lassen.

Zwar ist die  Hoffnung auf Frieden in Afghanistan allgegenwärtig während der Gesprächsrunden in Doha und andernorts. Die Realität aber sieht anders aus: Nichts ist gut am Hindukusch. Nichts ist besser geworden in den letzten Monaten. Kämpfe toben  im ganzen Land. Fast jeden Tag Anschläge - allein in den letzten Tagen gab es mehrere Explosionen, Gefechte und einen Anschlag auf die Parteizentrale des afghanischen Politikers Amrullah Saleh. Distrikt um Distrikt fällt in die Hand der Taliban. In 67 der insgesamt 387 afghanischen Distrikte können die Gouverneure gar nicht vor Ort amtieren, sondern sind in Nachbardistrikte geflohen. Parallel zu den Friedenssondierungen gibt es koordinierte Offensiven der Taliban, selbst US-ausgebildete afghanische Spezialkräfte starben kürzlich zu Dutzenden in einem Hinterhalt .

Dies bildet sich in den ausländischen Medien nur sehr begrenzt ab. Wie sehr der Krieg sich inzwischen hinter dem Medienhorizont abspielt, welche Interessen dazu beitragen, Opferzahlen nicht zu erheben, auszublenden oder  herunterzuspielen, darüber hat der Afghanistan-Experte Thomas Ruttig in zwei langen Beiträgen berichtet. Sie betreffen sicherheitsrelevante Vorfälle mit Toten und Verletzten Ende Juni, Anfang Juli, von denen nur wenige Eingang in die internationale Berichterstattung fanden.

Ruttig resümiert, dass "hierzulande der Krieg in Afghanistan verborgen vor der Öffentlichkeit weitergeht. Er wird allein sichtbar, wenn sich größere Anschläge oder Kampfhandlungen ereignen. Hier passt das abgedroschene Bild von der Spitze des Eisbergs. Der tägliche Kleinkrieg bleibt so gut wie ständig unter der Wasseroberfläche. […] Insgesamt dürften damit die regelmäßig berichteten Opferzahlen deutlich zu niedrig liegen und es eine hohe Dunkelziffer geben."

PRO ASYL fordert, Abschiebungen in das laut Global Peace Index gefährlichste Land der Welt umgehend zu stoppen.

Quelle: PRO ASYL Bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge e.V. - Pressemitteilung vom 29.07.2019.

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Veröffentlicht am

29. Juli 2019

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