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Konstantin Wecker: “Reklame für den nächsten Krieg”

Von Konstantin Wecker

"Das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen". Das müssen Rekruten auf öffentlichen Plätzen geloben - auf demütigende Weise aufgereiht zu geometrischen militärischen Formationen. Mal abgesehen von dem etwas zu völkischen Zuschnitt dieses Satzes: wenn es wenigstens wirklich um das Recht und die Freiheit der Bürger ginge! Soldaten verteidigen heute vor allem die wahnwitzigen globalstrategischen Machtpläne ihrer obersten Befehlshaber, den Zugang zu Märkten und Ressourcen, also letztlich Unrecht und Unfreiheit. Kriegsministerin Kramp-Karrenbauer will mehr davon: Mehr Werbeveranstaltungen fürs Töten, die die Figur des Soldaten stärker in der Mitte unserer Gesellschaft verankern. Lassen wir das nicht zu!

Nach mehr als zehn Jahren haben nun in München erstmals wieder Bundeswehrsoldaten ein öffentliches Gelöbnis abgelegt.

Alles, was den Militarismus wieder in den Vordergrund rückt und salonfähig macht, ist mir suspekt, denn, wie Kurt Tucholsky so treffend formuliert hat: "Jubel über militärische Schauspiele ist eine Reklame für den nächsten Krieg."

Meine Stellungnahme gegen dieses militärische Schauspiel gefiel dem CSU-Generalsekretär Markus Blume wohl nicht:

"Die Diskreditierung unserer Soldatinnen und Soldaten, die für unsere Werte den Kopf hinhalten, ist unerträglich… Wer ein offizielles Gelöbnis mit neuem Militarismus in Verbindung bringt, dem scheint es die Sinne vernebelt zu haben."

Nun erlaube ich mich zu fragen, wem was denn nun die Sinne vernebelt?

Immer wieder versuche ich darauf hinzuweisen, dass wir die Deutungshoheit der Worte nicht den Herrschenden überlassen dürfen.

Seit Jahrhunderten versuchen sie uns einzutrichtern, dass Waffen Frieden schaffen und Militarismus und der dazu gehörige bedingungslose Gehorsam notwendig sei für eine friedliche Welt.

Wie "friedlich" die Welt ist, können ist wir ja sehen, wenn wir es wagen, nur ein bisschen über unseren Tellerrand zu blicken.

Wie viele großartige DenkerInnen und DichterInnen haben uns spätestens nach dem Ersten Weltkrieg nicht davor gewarnt uns die Sinne von diesen angeblich so klar denkenden, ach so vernünftigen Politikern und Generälen vernebeln zu lassen?

Die Gelöbnisse sollen dazu dienen, in der Bevölkerung Verständnis für die Kriegseinsätze der Bundeswehr zu erzeugen.

Ich möchte aber genau das Gegenteil erreichen.

Die Rekruten geloben "das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen". Das ist schon lange nichts anderes als reine Propaganda. Die aktuellen Kriege werden alle aus wirtschaftlichen Interessen und um die militärische Sicherung von Ressourcen geführt.

In dieser Zeit müssen wir alle unsere Stimme erheben, gegen den Wahn, Kriege zu führen, Menschen zu töten und ganze Regionen zu verwüsten.

Die Antwort auf Krieg kann nur die Gewaltlosigkeit sein und schon gar keine Verherrlichung des Militärs, der Institution, deren vorrangiges Ziel die Entmenschlichung des Menschen ist!

Quelle: Hinter den Schlagzeilen - 21.11.2019.

Veröffentlicht am

25. November 2019

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