Die Hitler-Verehrer sind zurück - erneut auch in PragNeonazis in der Ukraine und immer mehr Neonazis nun auch in Tschechien. Das neuste Kapitel einer traurigen Geschichte.Von Christian Müller Er war einer der schlimmsten Nazi-Kriegsverbrecher: Reinhard Heydrich , der zuständige Hitlervertraute für die "Endlösung der Judenfrage". Im Herbst 1941 wurde er von Hitler als Reichsprotektor nach Prag geschickt, verantwortlich für die sogenannte "Resttschechei" Böhmen und Mähren. Das Programm nach Heydrichs eigenen Angaben, wenn auch ein bisschen verklausuliert: einen Teil der Tschechen "eindeutschen", einen Teil vertreiben, einen Teil umbringen. Heydrichs Antrittsrede vom 2. Oktober 1941 zeigt im Detail, was die nationalsozialistischen Führungsleute im Osten Europas vorhatten. So etwa sagte Heydrich in dieser Rede, es gelte den Fabrikarbeitern in der tschechischen Rüstungsindustrie "das Fressen" zu liefern, um die industrielle Produktion zugunsten des Deutschen Reichs sicherzustellen. Jetzt, 79 Jahre später, produziert eine Prager Druckerei mit dem bezeichnenden Namen Naše vojsko - "Unsere Armee" - einen großformatigen Wandkalender "Persönlichkeiten des Dritten Reiches" mit zwölf Porträts der schlimmsten Nazi-Kriegsverbrecher, darunter Hitler selber, Heydrich, Göring, Goebbels, Eichmann oder auch Mengele. Schon vor zwei Jahren hatte die Druckerei "Naše vojsko" T-Shirts mit einem Hitler-Porträt im Angebot, ohne große Reaktionen in der Öffentlichkeit. Ganz ohne öffentliche Kritik ging diese neue schändliche Publikation, der Wandkalender im Großformat, nun aber doch nicht mehr über die Bühne. Wie Radio Prague International ( in deutscher Sprache ) berichtet, haben die Botschafter Israels und Deutschlands bereits interveniert. Der Präsident der Stiftung für Holocaust-Opfer , Michal Klima, hat Strafklage eingereicht. Auch die Föderation der jüdischen Gemeinden Tschechiens hat angekündigt, Strafklage einzureichen. Die Druckerei ihrerseits verteidigt sich mit dem Argument, es gehe hier nicht um Propaganda, sondern schlicht um Business, sie verlange ja Geld für den Kalender. Das traurige Faktum hinter dieser Argumentation: Offensichtlich ließen sich die T-Shirts mit dem Hitler-Porträt recht gut verkaufen, sonst wären die Marketing-Zuständigen der Druckerei ja nicht auf die Idee gekommen, jetzt auch einen Nazi-Wandkalender herauszugeben. Neues Nazi-Internet-Game aus der UkraineAuch in der Ukraine sind die Neonazis aktiv. Infosperber hat darüber ausführlich berichtet . Gerade wieder hat die ukrainische Internet-Game-Firma Starni Games ein neues Game herausgegeben, in dem man als Spieler Nazi-Kommandeur der deutschen Wehrmacht ist und zwanzig Schlachten gegen Frankreich, die Briten und gegen Russland gewinnen muss. Während man bei den "normalen" Kriegsspielen als Spieler wählen kann, welche Seite der Kampfhandlungen man einnehmen will, hat man bei "Strategic Mind: Blitzkrieg" , so heißt das neue Game, keine Wahl. Man spielt als Hitler! Sind die Gräueltaten der Nazis einfach vergessen?Es stimmt nachdenklich, dass in Europa, vor allem im Osten Europas, mehr und mehr Nazi-Memorabilien auftauchen, auf T-Shirts, als Souvenir, oder eben auch im Unterhaltungsbereich. Ist der heutigen Jugend überhaupt noch bewusst, was die Nazis wollten und mit welchen Methoden sie daran gingen, ihre Ziele zu verwirklichen? Zur Erinnerung: 29. September 1938 erlaubten das Vereinigte Königreich, Frankreich und Italien Hitler, das sogenannte Sudetenland in der Tschechoslowakei zu annektieren, obwohl sie damit ein militärisches Bündnis mit eben dieser Tschechoslowakei natürlich verletzten. Der entsprechende Vertrag ist als "Münchner Abkommen" in die Geschichte eingegangen. Die deutsche Wehrmacht marschierte bereits am 1. Oktober ein. Viele hohe Offiziere und Soldaten, aber auch viele zivile Staatsbürger waren bereit, das Land zu verteidigen. Staatspräsident Edvard Beneš aber, geschockt von dem Verrat der Verbündeten im Westen und ohne Hoffnung auf Hilfe aus Russland, weil Polen einen Durchmarsch russischer Truppen verweigerte, beschloss zu kapitulieren. Hitler aber war mit dem Sudetenland allein nicht zufrieden und besetzte bereits Mitte März 1939 die sogenannte "Rest-Tschechei", nun in Verletzung des Münchner Abkommens. Weil durch die sofortige Kapitulation durch Beneš kriegerische Kampfhandlungen vorerst ausblieben, wird dieser Vorgang noch nicht zum Zweiten Weltkrieg gerechnet. Eindeutschen, vertreiben oder an die Wand stellenUm die Einwohner in Böhmen und Mähren unter Kontrolle zu halten, sandte Hitler einen sogenannten Reichsprotektor nach Prag, der aber in seinen Augen zu wenig hart war. Deshalb schickte er im Herbst 1941 Reinhard Heydrich, den Chef seiner Sicherheitspolizei. Dieser hielt auf der Prager Burg, wie oben erwähnt, eine Antrittsrede. Daraus ein kurzer Abschnitt: "Da gibt es folgende Menschen: (Die Nummerierung 1 - 3 wurde von der Redaktion gesetzt.) Tschechischen Widerstandskämpfern, die von britischen Flugzeugen über Böhmen mit dem Fallschirm abgesprungen waren, gelang es am 27. Mai 1942, Heydrich mit einem Attentat so zu verletzen, dass dieser am 4. Juni verstarb. Darauf wurden von der SS alle Männer und auch die meisten Frauen und Kinder der beiden Dörfer Lidice und Ležáky erschossen, weil vermutet wurde, sie hätten geholfen, die beiden Widerstandskämpfer zu verstecken. Die beiden Partisanen selbst wurden verraten und in der Orthodoxen Kirche Cyrill und Method in Prag entdeckt. Um der Gefangennahme zu entgehen, erschossen sie sich selbst. Es lohnt sich auf alle Fälle, die ganze Antrittsrede von Reinhard Heydrich zu lesen. Wer das gelesen und verinnerlicht hat, der weiß, was wir den Soldaten zu verdanken haben, die die deutsche Wehrmacht in Ost und West bekämpft und schließlich besiegt und uns vor einem Europa unter der Führung der Nazis bewahrt haben. Und heute?Heute gibt es - horribile dictu - wieder Leute, die einen Wandkalender produzieren, im Januar und im Dezember mit einem Foto-Porträt von Adolf Hitler, im Februar mit einem Foto-Porträt von Reinhard Heydrich und die anderen Monate mit weiteren neun Fotos von Nazi-Kriegsverbrechern. Und es gibt offensichtlich recht viele Leute, die einen solchen Wandkalender kaufen und dann wohl auch aufhängen. Siehe dazu auch:
Weiterführende Informationen: Quelle: Infosperber.ch - 02.06.2020. Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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