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Wie stelle ich mir Kirche vor?

Von Ullrich Hahn - Thesen, Offenburg 19. April 2008

1. Kirche im umfassenden Sinn ist das Volk Gottes auf Erden. Dazu gehören alle Menschen, die seinen Willen tun, unabhängig von ihrer jeweiligen nationalen, kulturellen oder religiösen Zugehörigkeit. Die dazu gehören, müssen es nicht einmal wissen (Mt 25,37-40). Sie sind durch ihren Lebensvollzug Teil einer unsichtbaren Kirche ohne Taufregister, Glaubensbekenntnis oder Mitgliedsbescheinigung.

2. Zur sichtbaren, christlichen Kirche gehören alle Menschen, die bewusst dabei sein wollen; sie sind Kirche, unabhängig von den jeweils zeit- oder kulturbedingten Statuten: "Wo zwei oder drei im Namen Christi zusammen kommen", sind sie seine Kirche, ohne weitere Bedingung.

Die Zugehörigkeit zur sichtbaren Kirche ist aber nicht heilsnotwendig. Der Glaube an Jesus Christus mag für mich selbst überaus wichtig sein, er ist aber nicht Bedingung für die Zugehörigkeit zum Volk Gottes. Die Wahrheit, die uns durch ihn offenbart wird, ist die gleiche für andere Menschen, die aus anderen Gründen danach leben.

Ebenso der Glaube an Gott: Ich finde es gut und hoffe, dass alle Menschen an Gott als ihren liebenden Vater oder Mutter glauben können. Es schadet ihnen aber nicht, wenn sie es nicht tun.

3. Kirche - gleich ob unsichtbar oder sichtbar - ist Laienkirche. Jeder Mensch ist vollwertig und gleichberechtigt dabei, Männer und Frauen, Erwachsene und Kinder. Soweit die Kirche Priester braucht, ist jede und jeder dazu berufen. Dabei müssen nicht alle das Gleiche tun. In der Gemeinschaft des Gottesvolkes mit seinen vielfältigen Gaben gilt: Jede/Jeder gibt, was sie/er kann oder hat, und jede/jeder erhält, was sie/er braucht.

Die Kirche der Laien kennt keine "Ehrenämter". Es ist der gemeinschaftliche Bau am Reich Gottes, der alle motiviert und bei dem sie Anerkennung, Dankbarkeit und Freude erleben. Nichts geschieht, um einer besonderen Ehre willen, auch nicht für eine Belohnung im Himmelreich. Das rechte Tun trägt seinen Sinn in sich.

4. Das Volk Gottes als Ganzes ist für die Einzelnen nicht sinnlich erfahrbar. Da wir begrenzte Menschen sind, auch mit unserer Fähigkeit zu lieben und zu vertrauen, muss sich die erfahrbare, sichtbare Kirche in kleine überschaubare Einheiten, Gemeinden gliedern. In ihnen können sich Geborgenheit und Nähe untereinander verbinden mit Offenheit und Gastfreundschaft für Außenstehende und Fremde.

5. In einer Kirche, in der es vor allem um rechtes Tun geht, treten Bekenntnisse und Dogmen in den Hintergrund.

Wer Gottes Willen tut, hat auch den rechten Glauben (nicht wer "Herr, Herr" sagt). Im Wissen um die bedingungslose Liebe Gottes und die unaufgebbare Geborgenheit der mitmenschlichen Gemeinschaft ist die individuelle Suche nach der Wahrheit frei; ihr Weg ist der der Vernunft im offenen Gespräch miteinander.

Veröffentlicht am

29. April 2008

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