Die “Kirchliche Kriegshilfe” im Zweiten WeltkriegNeu-Edition einer Studie von Heinrich Missalla zum 80. Jahrestag des Vernichtungskrieges gegen die SowjetunionVon Peter Bürger Unter geändertem Titel ist jetzt aus Anlass des 80. Jahrestages des deutschen Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion eine erstmals 1978 erschienene Studie des Theologen Heinrich Missalla über die "Kirchliche Kriegshilfe" des Deutschen Caritasverbandes erneut ediert worden. Im Zentrum der untersuchten Unternehmung stand besonders die Bereitstellung von Schriftgut für die römisch-katholische Militärseelsorge in der unter Hitlers Oberbefehl stehenden Wehrmacht. In einem Dankschreiben vom 17.8.1940 erklärte Caritas-Präsident Benedikt Kreutz zu dieser selbstgewählten Aufgabenstellung: "Es wird unser Bestreben sein, den Wehrwillen und den sieghaften Glauben unserer mutigen Truppe auch fernerhin zu stärken, indem wir gerade sie mit einem Lesestoff versorgen, der aus den unversiegbaren Quellen religiöser Tiefe, inniger Volksverbundenheit und letzter, nationaler Verpflichtung schöpft." Solche religiöse Assistenz für das Tötungshandwerk wurde aber keineswegs von allen Stellen in Wehrmacht, NS-Staat und NSDAP gewünscht. In vielen Fällen muss man sogar von einer ungefragten Bereitstellung von "geistlichen Waffen" sprechen, die hochrangige Entscheidungsträger des Kriegsapparates nicht wollten und z.T. sogar ausdrücklich verboten. Heinrich Missalla (1926-2018), der selbst noch kurz nach Ende der Schlacht um Stalingrad bei einer leichten Flak-Abteilung als 16jähriger Luftwaffenhelfer Dienst tun musste, beleuchtet - gemäß der für alle seine Publikationen kennzeichnenden sachlichen Diktion - ohne Polemik die Akteure und Gegenstände der "Kirchlichen Kriegshilfe". Obwohl der federführende Organisator Heinrich Höfler kein Nationalsozialist war und sich zunehmend sogar auf illegale Aktivitäten verlegte, kamen kriegstheologische Machwerke der allerschlimmsten Art in die Schriftenauswahl seines Projektes. Auf Jahrzehnte hin blieb Missallas kritische - streng quellenbasierte - Studie eine maßgebliche Darstellung auch bezogen auf den Komplex der Militärseelsorge; bis heute folgen wissenschaftliche Beiträge den grundlegenden Erkenntnissen des Werkes. Missalla formulierte auf der Grundlage seiner - in disziplinierter Archivarbeit gewonnenen - Kenntnis der geistlichen Kriegsassistenz sehr früh Anfragen an die dogmatische Lehre über das kirchliche Amt, wie sie erst heute aufgrund anderer Abgründe des klerikalen Männerbundkomplexes von vielen Theologen vorgebracht werden. Wie konnte dem deutschen Kriegskirchentum der Kompass des Jesus von Nazareth ganz abhanden kommen? Die im Auftrag der Katholische Friedensbewegung pax christi (deutsche Sektion) herausgegebene Neuedition wäre ohne die umfangreichen Korrekturarbeiten von Bodo Bischof nicht zu verwirklichen gewesen. Herzlich bedankt sei Dr. Magdalene Bußmann für die Freigabe der Buchrechte zugunsten des Editionsprojektes "Kirche & Weltkrieg". Zu einem späteren Zeitpunkt sollen auch noch weitere Arbeiten von Heinrich Missalla zu Quellentexten (Predigthilfen etc.) aus "Kirchlicher Kriegshilfe" und Militärseelsorge Aufnahme in die neue Reihe finden. Heinrich Missalla: Die Kirchliche Kriegshilfe im Zweiten Weltkrieg. Eine Organisation des Deutschen Caritasverbandes. (Neuedition von pax christi = Kirche & Weltkrieg, Band 8). Internetseite zum Editionsprojekt "Kirche & Weltkrieg" (bisher erschienene Bände): Kostenfreie Digitalausgabe von Missallas Buch (gekürzt); für die christliche Friedensarbeit: http://www.friedensbilder.de/KathDisk/_K&W08_digitalbibliothek.pdf Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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