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Medizinische Friedensorganisation fordert kritische Debatte über Militäreinsätze

Vormarsch der Taliban in Afghanistan

Die aktuellen Entwicklungen in Afghanistan mit dem Vormarsch der Taliban verdeutlichen erneut das Scheitern des Militäreinsatzes. Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW weist auf die enormen humanitären Folgen für die Menschen in Afghanistan hin. Laut dem "Costs of War Project" starben in Afghanistan und Pakistan mindestens 238.000 Menschen in direkter Folge von Kriegshandlungen, die IPPNW geht in ihrer IPPNW-Studie "Body Count" davon aus, dass die Zahl der Opfer vermutlich fünf- bis achtmal so hoch liegt. Auch 3.600 Soldat*innen der westlichen Allianz haben in Afghanistan ihr Leben gelassen, darunter knapp 60 Bundeswehrsoldat*innen.

Die IPPNW fordert eine kritische Reflexion über diesen und andere Militäreinsätze und verweist darauf, dass alle aktuellen Auslandseinsätze völkerrechtlich und verfassungsrechtlich problematisch sind. Die Mediziner*innen appellieren an die Bundesregierung sich an das Grundgesetz und das Humanitäre Völkerrecht zu halten und darüber hinaus Verstöße juristisch zu ahnden. Das Völkerrecht bietet Möglichkeiten der Konfliktbearbeitung: Deutschland muss im Rahmen der UN agieren und nicht im Rahmen von NATO oder Koalitionen der Willigen.

Armut in den Städten und Dörfern sowie in den  Flüchtlingslagern und das Fehlen ökonomischer Grundlagen erleichtern Terrorgruppen die Rekrutierung. Laut Deutscher Welthungerhilfe nahm Afghanistan 2017 im Ranking des Human Development Index den 168. Platz von 189 Ländern ein, Menschen leiden an den Folgen der Dürren, 47 Prozent aller Landbewohner*innen haben laut Bericht des afghanischen Ministeriums für ländliche Entwicklung keinen Zugang zu "gesundem Trinkwasser".

Ökonomische Grundlagen für ein auskömmliches Leben sind die Voraussetzung dafür, dass Menschen sich langfristig vom Krieg und Terror abwenden. Eine Zusammenarbeit mit Warlords wie in Afghanistan führt dagegen zur Verstetigung von Kampfhandlungen. Die Bundesregierung sollte stattdessen mit der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten und ziviles Peacekeeping unterstützen.

Asymmetrische Kriegführung und Drohneneinsätze traumatisieren Menschen und zerstören das Vertrauen der Bevölkerung. Die IPPNW appelliert daher erneut an die Bundesregierung keine bewaffneten Drohnen anzuschaffen und einzusetzen. Die einzige Prävention der Traumatisierung von Soldat*innen ist die Beendigung von Auslandseinsätzen.

Quelle: IPPNW - Pressemitteilung vom 13.08.2021.

Veröffentlicht am

14. August 2021

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