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Zum Tod von Desmond Tutu

Mit dem Tod des südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers Erzbischof em. Desmond Tutu verliert die Welt eine unbestechliche Stimme für Gerechtigkeit, Wahrheit und Gewaltlosigkeit im Kampf um die universalen Menschenrechte.

Vielfache Würdigungen nennen ihn "das Gewissen Südafrikas" und beschränken den Rückblick auf seine Beteiligung am Sturz des Apartheidregimes dort, auf dessen Aufarbeitung und seine Kritik an den neuen Machthabern.

Aber Tutu hat sich für unterdrückte Menschen weltweit eingesetzt und den Finger auch auf Gewalt- und Apartheidverhältnisse anderswo gelegt. So schrieb er am 30. April 2015 einen beschwörenden offenen Brief an den Deutschen Evangelischen Kirchentag sowie EKD und ACK, dessen Schlusssatz lautet:

"Bitte schließt euch der ökumenischen Kairos-Bewegung an und fordert öffentlich und solidarisch Freiheit für Palästina, damit auch Israel frei sein kann."

- Tutu beruft sich dabei auf historische Erfahrungen beider Länder:

"Als Südafrikaner und als Deutsche wissen wir aus unserer eigenen Geschichte besser als die meisten anderen, welchen Schaden die Urheber von Ungerechtigkeit und Hass sich selbst zufügen. Diejenigen, die die Macht haben, unmenschliche Akte zu begehen, beschädigen zutiefst ihre eigene Menschlichkeit. Mit dieser ganz eigenen Erfahrung im Blick auf Menschenrechte und Gerechtigkeit - das ist meine Überzeugung - haben unsere Länder eine besondere Verantwortung, zu einem dauerhaften Frieden und zur Stabilität im Heiligen Land beizutragen."

- Mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen fordert er:

"Erhebt eure Stimmen mit uns, wenn wir die ‘Macht mit der Wahrheit konfrontieren’ und beherzt das Unrecht beim Namen nennen, das wir sehen und erfahren. Die rechtswidrige Besatzung hat zwei Generationen der an diesem gequälten Ort lebenden Menschen das Leben gestohlen und wird auf Dauer die nächste zu einem Leben in Hoffnungslosigkeit und Wut verurteilen."

- Als christliches Grundprinzip gilt ihm:

"Als Christen haben wir die Pflicht, an der Seite der Unterdrückten, der Geknechteten, der Armen, der mit Vorurteilen Belasteten und ungerecht Behandelten zu stehen - IMMER. Neutralität darf keine Option sein, denn sie begünstigt immer die Unterdrücker. Immer."

- Als habe er den BDS-Bundestagsbeschluss 2019 vorausgesehen, argumentiert er:

"BDS hat nichts mit Antisemitismus zu tun. Macht Geschäfte mit Juden, organisiert etwas mit ihnen, liebt sie. Aber unterstützt nicht die - militärische, wirtschaftliche oder politische - Maschinerie eines Apartheidstaates. Wir können keine normalen Geschäfte machen, denn die Bedingungen im Heiligen Land sind vollkommen anormal."

Wir meinen, dass ein ehrendes Gedenken dieses großen Wahrheitszeugen sein langes Engagement in Sachen Israel-Palästina nicht verschweigen darf. Bereits bei den offiziellen deutschen Nachrufen auf die im Juli verstorbene Holocaustüberlebende Esther Bejarano war nur von ihrem Einsatz gegen Antisemitismus die Rede, nicht aber von ihrer vehementen Kritik am Agieren des Staates Israel. Noch einmal Tutu:

"Hütet euch vor Antisemitismus und allen anderen Formen von Rassismus, aber hütet euch genauso davor, zum Schweigen gebracht zu werden von jenen, die euch wegen der Kritik an der unterdrückerischen Politik Israels als Antisemiten abstempeln wollen."

Quelle:  Forum FriedensEthik (FFE) in der Evangelischen Landeskirche - Pressemitteilung vom 27.12.2021.

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Veröffentlicht am

01. Januar 2022

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