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Offener Brief: Keine neuen Atombomben und Atombomber für Deutschland

Demnächst sollen in Deutschland neuartige atomare Massenvernichtungswaffen des Typs B61-12 stationiert werden, gedacht für einen Einsatz in Europa, aus der Ferne steuerbar und noch im Flug einstellbar, vom Vierfachen der Hiroshima-Bombe abwärts bis zu einem Fünfzigstel. Das senkt deutlich die Hemmschwelle hin zum Atomkrieg. Den Einsatzbefehl gibt der US-Präsident - den Abwurf erledigen Pilot*innen der Bundeswehr. Die Folgen des atomaren Gegenschlags aber tragen wir in Europa. Um dieser massiven nuklearen Aufrüstung entgegen zu treten, haben Friedensgruppen aus allen drei ehemaligen Standorten von Pershing II-Atomraketen in Süddeutschland (Heilbronn, Schwäbisch Gmünd/Mutlangen und Ulm/Neu-Ulm) einen gemeinsamen offenen Brief an die Bundesregierung und die Abgeordneten des Deutschen Bundestages verfasst. Der Brief wird unterstützt von rund 160 Organisationen und engagierten Einzelpersonen. Hier kann der offene Brief mit allen Unterstützerunterschriften heruntergeladen werden:

Offener Brief von Friedensgruppen der drei ehemaligen Pershing II-Standorte Heilbronn, Schwäbisch Gmünd/Mutlangen und Ulm/Neu-Ulm an die Bundesregierung und die Abgeordneten des Deutschen Bundestags

Keine neuen Atombomben und Atombomber für Deutschland

Mit großer Sorge beobachten wir Mitglieder der Friedensbewegung aus den drei Orten, an denen Pershing II-Atomraketen stationiert waren, wie Deutschland ohne Einbeziehung der Bevölkerung, aber mit Zustimmung der Bundesregierung massiv aufgerüstet werden soll - mit neuartigen atomaren Massenvernichtungswaffen des Typs B61-12.

Diese ferngesteuerten Atombomben sind für den Einsatz im Herzen Europas gedacht. Ihre Zerstörungskraft ist noch im Flug einstellbar, vom Vierfachen der Hiroshima-Bombe abwärts bis zu einem Fünfzigstel. Das senkt deutlich die Hemmschwelle hin zum Atomkrieg. Den Einsatzbefehl gibt der US-Präsident - den Abwurf erledigen Pilot*innen der Bundeswehr. Die Folgen des atomaren Gegenschlags aber tragen wir in Europa.

Es ist ein elementarer Fehler, einem ausländischen Staatsoberhaupt das Recht zu übertragen, von Deutschland aus einen Atomkrieg auszulösen. Er entscheidet nach seinen landesspezifischen Interessen fernab vom Kriegsgebiet. Wir wären mittendrin.

Unverständlich, dass die Bundesregierung nicht nur diese Atombomben zulässt. Sie will sogar "gleich zu Beginn der Legislatur" dafür zugeschnittene US-Kampfflugzeuge einkaufen. Der Beschluss dazu ist schon für März 2022 auf der Agenda und steht also unmittelbar bevor. Das Fehlen eines aufrichtigen und umfassenden Dialogs in dieser bedeutsamen Angelegenheit ist unerträglich und unserer Demokratie unwürdig. Es unterminiert sie. Die Atomwaffenfrage geht uns alle an.

Unser damaliger Widerstand gegen Atomraketen hat mit zur Abrüstung beigetragen. Es folgte eine Periode des Friedens und des Vertrauens. Das gleiche Ziel verfolgen wir heute.

Wir fordern die deutsche Bundesregierung und den Bundestag auf:

  • die ferngesteuerten US Atombomben des Typs B61-12 nicht in Deutschland zu dulden,
  • den Kauf von dafür zertifizierten US Kampfflugzeugen zu unterlassen,
  • die "nukleare Teilhabe" der Bundesrepublik aufzukündigen, da die Teilhabe bei Zielplanung und aktiver Umsetzung von Massenvernichtung nicht dem ethischen und moralischen Standard Deutschlands entspricht,
  • mit der deutschen Bevölkerung sofort in einen aufrichtigen Dialog zu treten und dazu alle Aspekte des Einsatzes von US Atomwaffen von deutschem Boden aus offenzulegen - ohne vorab Fakten zu schaffen. 

Atomwaffen sind Massenvernichtungswaffen, die durch den UN-Atomwaffenverbotsvertrag (AVV) weltweit geächtet sind. Deutschlands Unterschrift fehlt.

Der Mensch erfand die Atombombe, doch keine Maus der Welt
würde eine Mausefalle konstruieren. 

Albert Einstein


Hinweis:

  • DONAU 3 FM Nachrichtenchef Harry Kist hat über den offenen Brief und die neuen Atombomben und Atombomber für Deutschland mit Reinhold Thiel, Sprecher der Ulmer Ärzteinitiative IPPNW, gesprochen >> Audio

Veröffentlicht am

11. März 2022

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