Die Macht gewaltlosen WiderstandsZiviler Widerstand, der auf Gewaltanwendung verzichtet, ist nicht weniger "realistisch" als der bewaffnete Kampf und Aufrüstung. Im Gegenteil: Er hat viel häufiger Erfolg.Von Benjamin Isaak-Krauß Unbewaffnete Menschen blockieren Panzer. Straßenschilder werden verändert, sodass "F*ckt euch!" darauf steht oder alle Wege nach Den Haag zum Internationalen Strafgerichtshof zeigen. Es kursieren Videos von Ukrainern, die russischen Soldaten, die ohne Benzin gestrandet sind, anbieten, sie nach Moskau abzuschleppen, und Bilder von russischen Deserteuren, die mit Tee und Jubel empfangen werden. In ganz Europa organisieren Menschen Netzwerke der gegenseitigen Hilfe, die Hilfsgüter in die Ukraine bringen und verteilen, und helfen, Flüchtlinge unterzubringen und zu versorgen. In Russland riskieren tausende bei Demonstrationen ihre Freiheit und ihr Leben, während hunderte Priester mutig ihrer Hierarchie widersprechen, zu Befehlsverweigerung aufrufen und Präsident Putin mit Verdammnis drohen. Hacker durchbrechen die Mediensperre des staatlichen Fernsehens und senden zensierte Kriegsbilder. Tausende Freiwillige nutzen Google-Rezensionen und andere kreative Wege, um offene Kommunikationskanäle zu schaffen und den kriegstreiberischen Lügen der Staatspropaganda etwas entgegenzusetzen. Diese Wirklichkeit des massenhaften und gewaltfreien Widerstands in der Ukraine und Russland wird in den Diskussionen über eine "Zeitenwende der Friedensethik" ausgeblendet oder bestenfalls als sekundär zur militärischen Verteidigung der Ukraine und den Sanktionen der russischen Wirtschaft gesehen. Diese selektive Wahrnehmung und das Gefühl der Ohnmacht angesichts des Angriffskrieges, führen zum fatalen Ruf nach Aufrüstung. Dabei werden strategische Interventionsmöglichkeiten zur Schwächung von Putins Macht verspielt. Im Eifer für mehr "Realismus" werden die Ergebnisse empirischer Forschung ignoriert, die gezeigt hat, dass gewaltfreie Bewegungen in den letzten hundert Jahren etwa doppelt so erfolgreich waren als solche, die auf einen bewaffneten Kampf setzten. In einem Artikel des Magazins "Die Eule" schreibt Benjamin Isaak-Krauß, Pastor der Mennonitengemeinde Frankfurt, über "Die Macht gewaltlosen Widerstands". Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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