Menschliche Sicherheit für die afghanische BevölkerungFriedensorganisationen fordern umfassende HilfenAnlässlich der heute unter führender Mitwirkung der deutschen Bundesregierung stattfindenden Online-Geberkonferenz zur Nothilfe für Afghanistan fordert ein Bündnis aus deutschen Friedensorganisationen heute umfassende Hilfe und eine langfristige Unterstützung der notleidenden Menschen in Afghanistan. Darüber hinaus dürfe die Aufarbeitung des desaströsen 20-jährigen Krieges nicht weiter hinausgeschoben werden. "Die große Mehrheit der afghanischen Bevölkerung befindet sich in einer existenziellen Notlage. Laut der Welthungerhilfe sind 95% der Bevölkerung in Gefahr, sich nicht mehr ausreichend ernähren zu können. Sieben von zehn Familien befinden sich im permanenten Krisenmodus", so die Friedensinitiativen. Für die Afghaninnen und Afghanen waren die Kriegskosten allein der Bundesrepublik von über 12 Milliarden Euro eine zerstörerische Investition. Sie zeigen angesichts der angerichteten Schäden, dass dringend politisch umgesteuert werden muss. Die mangelnde Hilfsbereitschaft für die Menschen in anderen Kriegsgebieten wie im Jemen lassen befürchten, dass auch in Afghanistan Hunger und Elend nicht wirksam bekämpft werden. Die elementare menschliche Sicherheit muss aber im Vordergrund stehen. Die Welthungerhilfe hat im Vorfeld der Geberkonferenz vor einer nochmaligen Verschärfung der ohnehin schon dramatischen Hungerkrise in Afghanistan gewarnt. Bereits jetzt würden nicht nur ganze Mahlzeiten ausfallen, sondern auch dringend benötigte Arztbesuche oder Medikamente seien unbezahlbar. In ihrer Not würden Familien Mädchen schon in jungen Jahren verheiraten und auch die Kinderarbeit nehme wieder zu. Die katastrophale Situation spitzt sich durch die steigenden Nahrungsmittel- und Treibstoffpreise dramatisch zu. Aufgrund der Sanktionen liegt die Wirtschaft in Afghanistan am Boden und es kommt kein Geld ins Land. Die landwirtschaftliche Produktion wird noch weiter zurückgehen, weil die Bauern in Folge der enormen Preissteigerungen kein neues Saatgut und keinen Dünger kaufen können, so die Information der Welthungerhilfe. Die durch die US-Regierung eingefrorenen Gelder und Mittel bei der Weltbank müssen freigegeben werden, um auch internationale und lokale Organisationen bei Projekten zur Grundversorgung der Menschen und Familien in Not zu unterstützen. Außerdem sollten spezielle Fördertöpfe zur gezielten Förderung von lokalen Fraueninitiativen geschaffen werden, die flexibel und langfristig einsetzbar sind. OCHA, das UN-Büro für die Koordination humanitärer Aufgaben, hat für 2022 einen Aktionsplan* aufgestellt, um 24,4 Millionen Afghaninnen und Afghanen – das ist etwa die Hälfte der Bevölkerung -, die akut auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, wirksam und nachhaltig zu unterstützen. Nach Schätzungen werden dafür 4,4 Milliarden US-Dollar benötigt. Allein die US-Regierung hat für ihre Kriegsführung in Afghanistan rund 2 Billionen Dollar ausgegeben. Nun hat US-Präsident Biden vor, die Hälfte des in den USA eingefrorenen afghanischen Staatsvermögens für Entschädigungen an Angehörige der Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 zu überweisen. Das ist eine rechtswidrige Enteignung, Afghan*innen waren an diesen Anschlägen nach allen Ermittlungen nicht beteiligt. Die aktiv beteiligten NATO-Kriegsmächte haben eine Verantwortung für das Überleben und die friedlichen Entwicklungsmöglichkeiten der Menschen in Afghanistan. Sie müssen wirksame Wiedergutmachung leisten! Das Afghanistan-Bündnis deutscher Friedensorganisationen beschäftigt sich kritisch mit der Bilanz der militärischen NATO-Intervention am Hindukusch und hat eine Spendenaktion für die dort leidenden Menschen organisiert. Weitere Informationen:
Quelle: IPPNW - Pressemitteilung vom 04.03.2022. Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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