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Atomschlag: Was hilft es uns, wenn allein Putin schuld wäre?

Der Krieg in der Ukraine eskaliert. Das Risiko steigt, dass Russland eine erste taktische Atombombe zündet. Eine Katastrophe. 

Von Urs P. Gasche

Hochrangige Delegierte Präsident Bidens erklärten in Kiew, die USA wollten Russland so stark schwächen, dass Putin nie mehr in der Lage sein werde, irgendwo einen ähnlichen Krieg zu führen. Am Vorabend der Zusammenkunft von über dreißig westlichen Verteidigungsministern auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein wiederholte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, Russland müsse in diesem Konflikt so weit geschwächt werden, dass es in Zukunft keine Gefahr mehr für seine Nachbarn darstelle.

Wenn die USA dieses Ziel erreichen möchten, sind sie vorläufig weder an einem Waffenstillstand noch an Verhandlungen über ein Friedensabkommen interessiert. Im Gegenteil: Die USA und Nato-Staaten müssen modernere und schwerere Waffen in die Ukraine liefern. Und sie sind auch bereit dazu. Als erstes Land hat Tschechien Panzer an die Ukraine geliefert. Auch Deutschland will jetzt fünfzig Gepard-Panzer liefern .

Um ihr Ziel zu erreichen, muss das ukrainische Militär die von den Russen besetzten Gebiete im Osten wieder zurückgewinnen.

Die Reaktion aus Moskau folgte prompt mit einer formellen Protestnote. Die USA und die Nato-Staaten sollen sofort aufhören, dem ukrainischen Militär solche Waffen zu liefern. Sonst käme es zu "unvorhersehbaren Folgen". Am 25. April warnte Verteidigungsminister Sergei Lawrow, in der Ukraine finde ein Stellvertreterkrieg zwischen der Nato und Russland statt und es bestehe deshalb ein großes Risiko eines Nuklearkrieges: "Die Gefahr ist ernst und real".

"Es scheint, dass die USA und der Westen jetzt die Grenzen der russischen Toleranz bei Waffenlieferungen austesten", erklärte Andrej Kortunow, Generaldirektor des Russischen Rates für Internationale Angelegenheiten, einer dem Kreml nahestehenden Forschungsorganisation. Er ergänzte: "Das gibt Anlass zur Sorge."

Das Austesten, was Russland alles zulässt, ist ein äußerst riskantes Spiel. Denn dieses Austesten nimmt erst dann ein Ende, wenn Putin und seine Leute eine selbst definierte rote Linie als überschritten betrachten und eine erste taktische Atomwaffe zünden. Dann gibt es kein Zurück mehr. Die Eskalation wäre kaum mehr zu stoppen. Weite Teile Europas würden zu einem zerstörten und verseuchten Niemandsland.

Allein die USA wären wahrscheinlich in der Lage, die meisten russischen Raketen rechtzeitig abzufangen und ihr Land zu verschonen.

So weit darf es auf keinem Fall kommen. Die Haltung "Auge um Auge, Zahn um Zahn" und "kein Nachgeben gegenüber einem ruchlosen Aggressor" ist nachvollziehbar und verständlich. Angesichts des Kriegs-Elends ebenso verständlich ist der Ruf nach der Lieferung von noch viel mehr und viel schwereren Waffen. Und erst recht verständlich ist die Abneigung, einer russischen Drohung mit Atomwaffen einfach nachzugeben.

Doch das Diffamieren von Personen wie Klaus von Dohnanyi, Ex-Oberst Wolfgang Richter, Gabriele Krone-Schmalz und anderen, weil sie Verhandlungen und westliche Konzessionen fordern, ist kurzsichtig.

Den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz als zögerlichen Schwächling darzustellen, weil er nicht allen Waffenforderungen der Ukraine nachkommen will, ist überheblich.

Denn das Risiko eines nuklearen Schlagabtauschs besteht tatsächlich. Sollte es zu einem solchen kommen, ist es mit unserem bisherigen Leben fertig.

Die Tatsache und das Bewusstsein, dass Putin für einen solchen Schlagabtausch der einzige Verantwortliche und Schuldige war, werden uns - im Elend oder im Grab versunken - weder trösten noch helfen können.

Weiterführende Informationen:

Quelle: Infosperber.ch - 27.04.2022.

Veröffentlicht am

29. April 2022

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