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Eugen Drewermann: Von Krieg zu Frieden

Von Gesellschaft für Gesundheitsberatung GGB e.V.

Auf den Gesundheitstagen der Gesellschaft für Gesundheitsberatung GGB e.V. im Herbst 2022 sprach Dr. Eugen Drewermann zu dem Thema "Von Krieg zu Frieden". Seine Botschaft ist eindeutig und in der gewohnt bewegenden Klarheit vorgetragen: Gewalt kann nicht mit Gegengewalt beantwortet, Grausamkeit nicht mit noch größeren Grausamkeiten kuriert und kultureller Fortschritt nicht erzielt werden, während der Aufrechterhaltung des Militärs als einer Institution, die jungen Menschen lehrt, zu töten – die sie zwingt, Soldat zu werden, anstatt Mensch zu sein. Nur im Verstehen des Anderen liegt die Hoffnung auf eine Lösung bestehender und künftiger Konflikte, nur im Miteinander die Chance auf eine Zukunft.

Wir danken Dr. Drewermann für seinen unermüdlichen Einsatz gegen den Krieg mit seinen unzähligen Opfern und für diesen intelligenten, wortgewaltigen und zutiefst humanistischen Appell für den Frieden.

Inhalt: 00:00:00 Anmoderation - Dr. Jung 00:04:02 Vortrag - Dr. Drewermann 01:18:18 Abmoderation . Dr. Jung 

 

Eugen Drewermann [Auszüge transkribiert, CG]: "Eines müssten wir lernen und unseren Politikern beim Gerede von der Sicherheit ein für alle Mal beibringen. Wir sind so stolz, dass wir Demokraten sind. Rosa Luxemburg konnte sagen: Freiheit ist immer die Freiheit des Anderen. Wie, wenn wir mal so demokratisch wären und unseren Politikern sagen, Sicherheit ist immer die Sicherheit des Anderen, oder es gäbe keine? Und sie hätten plötzlich die Erklärung für das, was in der Ukraine geschieht. Ist die NATO-Osterweiterung eine Bedrohung? Für uns nicht, sie dient der Sicherheit. Wem denn sonst? Und jeder Staat hat das Recht natürlich, in die NATO einzutreten. Und was die NATO für Waffen hat. Sie ist stark genug. Sie kann jeden verteidigen. Sie kann Raketen bis an die Westgrenze Russlands ins Baltikum stellen. Das alles können wir und machen wir. Müssen wir jetzt hören, wie das auf der sogenannten Gegenseite empfunden wird? Ängstigend? Bis zur Grenze, dass man es nicht mehr akzeptieren will? […] Müssen wir Rücksicht nehmen auf die Ängste der sogenannten Gegner? Müssen wir nicht, weil wir sind ja stark. Wir können es uns leisten, sie in die Enge zu treiben. Dann sind wir dabei, zu begreifen, was Clausewitz meinte. Die Angst, die in Kriegen kulminiert, kennt kein Ende. Sie kann nur eskalieren und sich steigern. Wir aber sollten den Politikern, die behaupten uns zu regieren, nicht länger erlauben, dass sie mit Hilfe der Angst, immer weiter Angst verbreiten. 100 Milliarden für Rüstung und dadrauf immer weiter scheußlichere Waffen. […] Es soll nicht aufhören. Außer wir, die Bürger, erklärten dass wir das nicht mehr Sicherheit nennen, sondern Wahnsinn – wie Paranoia in Aktion. Wir fühlen uns nicht beschützt. Wir fühlen uns betrogen. Und kein Wort mehr stimmt. […] In Kriegsfällen geschieht es, dass moralische Grundsätze, die für alle gelten, fraktioniert werden, reduziert werden, auf die Vorteile der eigenen Seite. Zur Durchsetzung der Gruppeninteressen, die uns gehören. Die Moral selber wird zu einer Waffe. Eben noch haben wir militärisch aufgerüstet. Dasselbe erleben wir moralisch. Aufrüstung. Sie müssen nur die Zeitungen lesen. Sie haben es zu tun auf der Gegenseite – grundsätzlich, nicht nur jetzt, sondern immer – nicht länger mehr mit Menschen, sondern Verbrechern, Bestien, Unmenschen, Wahnsinn, einem zweiten Hitler. […] 1997 kann Brzeziński ein Buch schreiben unter dem Titel ‘Die einzige Weltmacht’. Das ist das neue, unipolare Weltherrschaft, gestützt vom Kapitalismus, von der Dollarwährung und dem Militär. Wie wir aus dieser Einheit herauskämen, ist mir unerfindlich. Es sei denn, wir lösen uns von denen, die diese Art von Macht haben wollen und dabei keine Skrupel haben, ein Krieg nach dem anderen anzuzetteln. Es konnte der Präsident von Hessen Nassau, Kirchenpräsident Niemöller einmal von der Bundesrepublik West sagen: Sie ist ein Kind, das man in Washington gezeugt hat und im Vatikan getauft. Wir sollten sagen, dieses Kind ist inzwischen groß geworden und wir sind nicht länger mehr bereit, nach dem Willen oder der Pfeife der US-Amerikaner zu tanzen. Wir müssen, wir können selber denken, selber handeln. Und um den Frieden zu wollen, müssten wir unseren transatlantischen Freunden das Gewehr aus der Hand nehmen und sagen, nicht länger mit uns […].” 

Weblinks:

Quelle: Gesellschaft für Gesundheitsberatung GGB e.V.

Veröffentlicht am

20. Dezember 2022

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