Yurii Sheliazhenko von der ukrainischen Bewegung für Gewaltfreiheit über die Militarisierung der GesellschaftVon Europe for Peace Als kürzlich in der Ukraine Oksen Lisovyi zum Minister für Bildung und Wissenschaft ernannt wurde, hat das eine empörte Reaktion der ukrainischen Friedensbewegung ausgelöst, die der UNESCO einen ausführlichen Bericht sandte, aus dem sich ein besorgniserregender Blick auf die Militarisierung der ukrainischen Kultur eröffnet. Tatsächlich sagt der neue Minister in einem Video vom 14. Oktober 2022, die Ukrainer müssten für immer mit dem Krieg zu leben lernen: "Dieser Krieg ist kein Eintagskrieg, wir werden ihn für lange Zeit haben… Mein ganzes Leben lang habe ich diesen Krieg erwartet. Ich wusste, dass er kommen würde, und ich befürchtete, dass eine Minderheit in den Krieg ziehen würde, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Deshalb, trotz der gewaltigen Zahl der Opfer, dem Schmerz zehntausender Familien, der Zerstörung und den Verlusten, bin ich glücklich." "Oksen Lisovyi ist das Gegenteil von allem, was ein Minister für Bildung und Wissenschaft sein sollte", sagt Yurii Sheliazhenko, Geschäftsführer der Ukrainischen Pazifistischen Bewegung, Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen und wissenschaftlicher Universitätsmitarbeiter (KROK-Universität in Kiew, Ukraine, Red.). "Lisovyi ist kein Zivilist, kein unbescholtener Fachmann mit einem Plan, einem Vorsatz zur Gestaltung einer auf dem Gewissen gründenden friedlichen Zukunft, oder wenigstens mit dem Willen, Studierenden, Lehrenden und Wissenschafter*innen einen Raum geben zu hoffen, zu vertrauen, und zu einer besseren Zukunft beizutragen… Er ist kein Akademiker, sondern eher ein Soldat… Er macht kein Geheimnis aus seiner Absicht, Bildung zu einer Waffe zu machen, allen Ukrainern beizubringen, gemeinsam an einem endlosen Krieg teilzunehmen, die Gefechtsfähigkeit zum Bestandteil des Pflichtlehrplans zu machen, ohne Ausnahmen für aus Gewissengründen Kriegsdienstverweigernde, und die Jugend in die Entwicklung von Kriegstechnologie einzubeziehen". Die Beschwerde der ukrainischen Friedensbewegung verlangt nicht nur den Rücktritt Lisovyis vom Ministeramt, sondern auch von der Leitung der ukrainischen Junior Academy of Sciences, die er selbst während seines freiwilligen Kriegsdienstes beibehalten hat. "Das militaristische Bild Lisovys in der Öffentlichkeit, sein erklärter Wunsch, junge Studierende in die Armee zu bringen und eine "Gesellschaft von Kämpfern" aufzubauen, ist auf keinen Fall vereinbar mit der Tatsache, dass die Junior Academy of Sciences of Ukraine eine Einrichtung zur wissenschaftlichen Bildung unter der Schirmherrschaft der UNESCO ist - eine kulturelle Einrichtung gegen den Krieg, deren Aufgabe es ist, Kriege abzuwenden und im Bewusstsein der Menschen Friedenskräfte zu schaffen. Sheliazhenko bemängelt ferner, dass unter Lisovyis Leitung die Akademie stattdessen "für den militärisch-industriellen Komplex arbeitet, das ukrainische Militär unterstützt und alle als "Feinde" erscheinen zu lassen, die es wagen, die ukrainische Armee oder die NATO zu kritisieren. Lisovyi gehört entfernt, weil "nur zivile Fachleute unbezweifelbarer Integrität das moralische Recht haben, wissenschaftliche Bildungseinrichtungen so zu leiten, dass die künftigen Generationen ohne Krieg zu leben lernen. "Die Werte der Friedenskultur und der Gewaltlosigkeit - fährt der Bericht fort - und die akademische Integrität sind für Bildung und Wissenschaft von grundlegender Bedeutung… Friedenskultur ist ein Zusammenwirken von Werten, Einstellungen, Traditionen, Verhaltens- und Lebensweisen, die sich auf Achtung vor dem Leben, auf Ablehnung von Gewalt und auf Förderung von Gewaltlosigkeit durch Erziehung, Gespräch und Zusammenarbeit gründet, es der Artikel 1 der Erklärung zur Friedenskultur besagt (UN, 1999)." Man muss sich daher fragen, welche Interessen heute hinter den militärischen Hilfen für die Ukraine stehen, und bei wem solche Hilfen schließlich landen. Was sind die wahren Motive? Den Krieg so schnell wie möglich beenden, oder ihn ad Infinitum fortsetzen? In dieser Hinsicht ist die militaristische Kultur besorgniserregend, die sich auch hierzulande (Italien, Red.) ausbreitet, wo schon seit einigen Jahren zunehmend Besuche des Heeres in den ersten und zweiten Klassen der Schulen und Praktika von Schülern in den Kasernen zunehmen. Mit was für Absichten geschieht das, wenn nicht um eine militaristische und kriegerische Kultur zu fördern und die Rekrutierung von Freiwilligen schmackhaft zu machen? Krieg ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Nehmen wir den Frieden in unsere Hände , denn unsere Zukunft hängt dem ab, wofür wir uns heute entscheiden. Europe for Peace: Die Idee zu dieser Kampagne entstand während des Humanistischen Forums in Lissabon im November 2006, während der Arbeit eines Runden Tisches zum Thema Frieden. Es nahmen verschiedene Organisationen teil, und die unterschiedlichen Meinungen stimmten in einem Punkt sehr deutlich überein: die Gewalt in der Welt, die Wiederaufnahme der nuklearen Aufrüstung, die Gefahr einer atomaren Katastrophe und damit die Notwendigkeit, die Richtung der Ereignisse dringend zu ändern. Quelle: Pressenza - 26.04.2023. Die Übersetzung aus dem Italienischen wurde von Bruno Sandkühler vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Eine Vervielfältigung oder Verwendung des Textes in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist unter Berücksichtigung der Regeln von Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) möglich. Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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