Die Kirche und der Putsch in ChileAm 11. September 1973, heute vor fünfzig Jahren, putschte General Pinochet gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende. Systematisch wurden danach die politischen AktivistInnen ermordet (ca. 3000) und fast 30.000 Menschen wurden inhaftiert und gefoltert. Zwei Tage nach dem Putsch approbierte das permanente Komitee der Bischofskonferenz das Dokument "Fé cristiana y actuación política" und brachte es am 26. Oktober in Umlauf. In ihm wurde erklärt, dass "kein Priester oder kein Ordensmann oder Ordensfrau dieser Bewegung (‚Christen für den Sozialismus‛) angehören kann". Franz Hinkelammert spricht davon, dass den CPS in diesem Papier implizit "Atheismus" vorgeworfen wurde. Im Zusammenhang eines Rundschreibens der chilenischen Bischofskonferenz von Weihnachten 1973, unterzeichnet von Carlos Oviedo, wurden die bis dahin erzwungenen Exile von Priestern mit deren parteipolitischem Engagement in Sozialistischer, Kommunistischer Partei, MAPU oder MIR und deren Mitgliedschaft bei CPS erklärt. Franz Hinkelammert resümiert, dass es Oviedo offenkundig darum gegangen sei, festzustellen, dass es sich bei der Verfolgung nicht um eine Christenverfolgung gehandelt habe, sondern eben um eine Verfolgung aus politischen Gründen, die insofern auch gerechtfertigt gewesen sei, um die "Ordnung im Lande" wiederherzustellen, wie es in der Erklärung der Bischöfe vom 13.09.1973 hieß: "5. Im Vertrauen auf den Patriotismus und die Selbstlosigkeit derer, die die schwierige Aufgabe übernommen haben, die institutionelle Ordnung und das ökonomische Leben wieder herzustellen, das so schwerwiegend verändert wurde, bitten wir alle Chilenen, dass sie angesichts der gegebenen Umstände kooperieren, um diese Aufgaben meistern zu können, und vor allem bitten wir in Demut und Inbrunst, dass Gott Ihnen beistehen möge." … Die praktischen Konsequenzen, die sich daraus für die Mitglieder der CPS ergeben haben, interpretierte der ehemalige Generalsekretär der Bewegung Martín Gárate so: "Mit diesem Dokument hat die Kirche den Ball an das Militär weitergespielt und sie konnten mit den CPS machen, was sie wollten. Das war die größte Sauerei, die je passiert ist. Und ich verzeihe ihnen das nicht, man muss es der Kirche irgendwann verzeihen, aber nein, das hat den Tod so vieler Priester bedeutet. Und das trägt die Kirche mit sich und die Bischöfe müssen das zugeben, denn sie haben dieses Dokument veröffentlicht, obwohl sie es nicht mussten. Nur um von der Militärregierung akzeptiert zu werden. Deswegen haben sie es gemacht. Und für uns war es nie möglich, auf dieses Dokument zu antworten, so wie die Situation war. Es hatte so viele Fehler, theologische Argumente, die nicht schlüssig waren, und dieses Dokument hat die Verfolgung von so vielen Priestern und Schwestern ermöglicht. Vielleicht hätte es die Regierung sowieso gemacht, aber das hat es auf jeden Fall erleichtert, das steht zweifelsfrei fest. Da haben sie uns geköpft und es war zu Ende." (Interview Gárate 2016) Quelle: Institut für Theologie und Politik (ITP) - 11.09.2023. Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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