Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

Ihre Spende ermöglicht unser Engagement

Spendenkonto:
Bank: GLS Bank eG
IBAN:
DE36 4306 0967 8023 3348 00
BIC: GENODEM1GLS
 

“Gerechtigkeit, Gerechtigkeit - jage ihr nach!”

Tobias Foß: "Gerechtigkeit, Gerechtigkeit - jage ihr nach!" Für ein radikales Christentum im Zeitalter der Tipping Points. EB-Verlag Berlin 2024. 142 Seiten. 18,00 €

Von Gottfried Orth - Rezension

Ein Zentralwort - Gerechtigkeit - biblischer Traditionen nimmt Foß zum Ausgangspunkt, um nach Christentum und Kirche zu fragen, damit wir der Vater Unser-Bitte "wie im Himmel so auf Erden" näher kommen können. Nachdem katholischerseits einige Publikationen zum Thema einer allfälligen Radikalisierung des Christentums erschienen sind, legt nun Tobias Foß einen Band mit überarbeiteten Texten aus den unterschiedlichen Online-Medien, in denen er tätig ist, einem breiteren Publikum vor. Ausgehend von K. Barth und H. Gollwitzer fragt der Autor in den aktuellen gesellschaftlichen und - ja es gibt sie noch und wieder! - theologischen Diskursen nach "Richtung und Linie" eines radikalen Christentums, das sich der Klimakatastrophe, dem Rechtsruck, der Kriegs- statt Friedensertüchtigung und den sozialen Verwerfungen stellt. Ausgehend von multiplen Krisen, die freilich alle direkt mit unserem Wirtschaftssystem zusammenhängen, fragt er nach multiplen Bewältigungsstrategien und alternativen ökonomischen Perspektiven.

Kundig ordnet Foß seinen theologisch-politischen Ausgangspunkt ein in befreiungstheologische Argumentation und marxistische Analyse mit einem besonderen Blick auf Bildungsprozesse im Interesse der "großen Transformation" und eines radikalen "System Change", denn kein kapitalistisches System, auch kein sog. grüner Kapitalismus wird in der Lage sein, Leben auf der Erde für die kommenden Generationen zu ermöglichen. Dabei kommt alles darauf an, sozialistische und andere Alternativen erst einmal wieder als denk- und lebbar zu entfalten, was Foß in ermutigender Weise gelingt. In biblischer Sprache geht es um "Umkehr" zu einem guten Leben für alle Menschen und ihre natürlichen und zivilisatorisch geprägten Lebensräume.

Weil ‚alle Menschen das Recht haben, sich aus Knechtschaft und Unterdrückung zu befreien’ (R. Zelik) bedarf es der Zusammenarbeit kirchlicher, gewerkschaftlicher und linker politischer Bewegungen und Parteien. Nicht zuletzt ist in diesem Raum politischer Bewegung Solidarität als Zentralbegriff der Arbeiterbewegung und Nächstenliebe als Zentralbegriff biblischen Denkens neu zu denken und zusammenzufügen. So kann deutlich werden, dass Kirchen nicht Behagen zu verbreiten haben, sondern Ermutigung zu radikaler Veränderung im Interesse des guten Lebens für alle Menschen entzünden sollen.

Bei der Lektüre des Buches von Tobias Foß spürt man dessen Beteiligung an Umkehr und widerständigem Leben in zivilgesellschaftlichen Bewegungen ebenso wie im Bildungsbereich und im Kontext evangelischer Kirche. Das macht Mut und stiftet glaubwürdig zu eigenem Engagement an.

Veröffentlicht am

24. Juni 2024

Artikel ausdrucken

Weitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von