Entscheidung des Gewissens. Der beschwerliche Weg zur KriegsdienstverweigerungAdalbert Metzinger: Entscheidung des Gewissens. Der beschwerliche Weg zur Kriegsdienstverweigerung. Norderstedt: BoD 2024. 158 Seiten. ISBN-13: 9783757827779; 464 Seiten; Paperback; 8,99 Euro. https://buchshop.bod.de/entscheidung-des-gewissens-adalbert-metzinger-9783757827779 Von Klaus Pfisterer - Rezension Der Autor Adalbert Metzinger, Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), beschreibt in dem Buch seinen beschwerlichen Weg, um in den 1970-ger Jahren als Kriegsdienstverweigerer anerkannt zu werden. Er musste damals durch alle drei Instanzen: Prüfungsausschuss (drei Stunden Verhandlung), Prüfungskammer (fünf Stunden Verhandlung) und Verwaltungsgericht bis er nach fünfeinhalb Jahren vom Verwaltungsgericht Freiburg endlich als Kriegsdienstverweigerer anerkannt wurde. Die Ausschussvorsitzenden waren damals zum Teil noch ehemalige Nazis und die ehrenamtlichen Beisitzer, die alleine über den Antrag entschieden, meist eingefleischte Militärbefürworter, die der Kriegsdienstverweigerung (KDV) nichts abgewinnen konnten. Adalbert erlebte inquisitorische Verfahren, die damals üblich waren. Er ging unvorbereitet seinen KDV-Antrag an (mangels Beratungsmöglichkeiten vor Ort) und lernte mit jedem Verfahren dazu. Zwischendurch geht er in seinem Buch auf die damalige politische Situation der Kriegsdienstverweigerer ein, die aufgrund geringer KDV-Zahlen fast wie ‚Aussätzige’ behandelt wurden. In seinem Dorf war Adalbert der erste Kriegsdienstverweigerer. Nach drei Gewissensprüfungen mit zwei Nichtanerkennungen, zwei Einberufungsbescheiden, fünf Musterungen und mehreren Zurückstellungen hatte sich Adalbert, trotz aller Tiefschläge, gegen die Bundesrepublik durchgesetzt. Das nennt man Standhaftigkeit, heute Resilienz. Zum Zivildienst wurde Adalbert im Übrigen nie eingezogen. In seinem Buch beschreibt Metzinger das Beispiel eines inhaftierten Kriegsdienstverweigerers, der trotz KDV-Antrag zur Bundeswehr einberufen wurde, dort alle Dienste verweigerte und mit Haftstrafen belegt wurde. Adalbert trat 1973 in die damalige DFG-IDK ein, gründete zwei KDV-Arbeitskreise in kleinen Gemeinden in Mittelbaden und beriet angehende Kriegsdienstverweigerer. Später beantragte er seine Zulassung als Rechtsbeistand für das Sachgebiet der Kriegsdienstverweigerung und war bis zur Aussetzung der Wehrpflicht im Juli 2011 aktiv. Sein friedenspolitisches Engagement endete damit jedoch nicht und geht bis heute weiter. Das Buch von Adalbert Metzinger ist ein zeitgeschichtliches Dokument, das sowohl ältere Kriegsdienstverweigerer an ihr eigenes KDV-Verfahren erinnern und dazu animieren könnte, ebenfalls ihre KDV-Geschichte niederzuschreiben, als auch jüngere Menschen interessieren könnte. Das Buch erscheint in einer Zeit, in der über die Wiedereinführung der Wehrpflicht und sogar ein verpflichtendes Dienstjahr für alle diskutiert wird. Auch 50 Jahre nach Adalberts KDV-Antrag hat sich wenig geändert. Das eigentlich unveräußerliche Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung wird nur nach Antrag, staatlicher Prüfung und Genehmigung gestattet. Der Auftrag der DFG-VK lautet: sich weiter dafür einzusetzen, die Gewissensprüfung endgültig abzuschaffen. Weblinks:
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