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Der EWS-Mitgründer Dr. Michael Sladek ist verstorben

Dr. Michael Sladek, Mitgründer und ehemaliger Vorstand der Elektrizitätswerke Schönau (EWS), ist am 24.09.2024 verstorben. Er war eine der prägendsten Persönlichkeiten der nationalen und internationalen Bürgerenergiewende. Nachfolgend der Nachruf der EWS.

Dr. Michael Sladek ist tot – ein Nachruf

Wir trauern um unseren Mitgründer und langjährigen Vorstand Dr. Michael Sladek, der am 24. September 2024 nach schwerer Krankheit in Schönau im Schwarzwald verstorben ist.

Das Bild von Michael Sladek hat sich uns allen eingebrannt: die wilde Frisur und der lange Bart, die kräftige Statur, die mitreißende Stimme, sein ansteckendes Lachen und vor allem der wache und kampfeslustige Blick, in dem alles aufblitzte, was ihn ausmachte. Er wollte etwas bewegen. Aus der Ohnmacht ins Handeln zu kommen und zwar für die Menschen – das war seine Maxime und sein Lebenselixier.

Dass für Mensch und Umwelt grundlegende Veränderungen notwendig waren, hat ihn die Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986 gelehrt. Damals entschieden er und seine Frau Ursula, gemeinsam mit anderen aktiv zu werden und einen Beitrag zu leisten, um kommenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Daraus entstand für Michael Sladek eine lebenslange Zielsetzung und Leidenschaft. Seine ganze Schaffenskraft und unbändige Energie flossen in den Aufbau einer ökologischen, dezentralen und bürgereigenen Energieversorgung als Alternative zu den machtvollen Energiekonzernen, die bis heute die Energiewelt mit ihrem Profitdenken bestimmen.

Michael Sladek hat enorm viel bewegt. Veränderungen begeistert, tatkräftig und zuweilen unkonventionell anzugehen – das hat ihn besonders ausgezeichnet. Und sein Vorbild hat viele Menschen inspiriert, selbst ins Handeln zu kommen. Zahlreiche Initiativen und Bürgerenergiegemeinschaften haben sich nach dem Schönauer Vorbild gegründet.

Mit Pioniergeist und immensem Einsatz hat Michael Sladek für Energiewende und Klimaschutz erreicht, was zuvor für die meisten unvorstellbar schien. Dabei war dieser Weg keineswegs vorgezeichnet. Er wurde 1946 im schwäbischen Murrhardt geboren und studierte in Freiburg im Breisgau Medizin. Mit seiner Frau Ursula und damals drei Kindern, zwei weitere wurden in Schönau geboren, ließ er sich 1977 als Facharzt für Allgemeinmedizin in der Stadt Schönau im Schwarzwald nieder. Nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl haben Michael Sladek und seine Frau gemeinsam mit anderen Schönauer Bürgerinnen und Bürgern die Schönauer Energieinitiativen gegründet, um sich aktiv gegen Atomkraft und für eine menschen- und umweltfreundliche Energieversorgung einzusetzen.

Die Maxime für sie war, nicht auf Politik und Konzerne zu warten, sondern selbst die Probleme anzugehen. So organisierten sie Infostände und Energiesparwettbewerbe, installierten Solaranlagen und reaktivierten kleine Wasserkraftwerke. Da der damalige Energieversorger, damals noch Monopolist, das Vorgehen der Initiative nicht mittragen wollte, entschloss man sich, das Schönauer Stromnetz selbst zu übernehmen, um es unabhängig von Atomstrom zu gestalten. 1997 konnten die von den Mitgliedern der Bürgerinitiative gegründeten Elektrizitätswerke Schönau (EWS) nach langjährigen Auseinandersetzungen und zwei gewonnenen Bürgerentscheiden das Schönauer Stromnetz übernehmen und in den folgenden Jahren einen bundesweit aktiven ökologischen und genossenschaftlich organisierten Energieversorger aufbauen. In dieser unglaublichen Geschichte manifestiert sich ganz besonders das Wesen von Michael Sladek, der immer überzeugt war, dass alles möglich ist – sogar das scheinbar Unmögliche.

Ihr unermüdliches und leidenschaftliches Engagement machten Michael Sladek und die Schönauer Bürgerinitiative bundesweit als Stromrebellen bekannt. Er ermutigte und unterstützte viele Menschen und Initiativen in ganz Deutschland dabei, sich selbst aktiv für eine bürgereigene und klimafreundliche Energieversorgung einzusetzen. Gemeinsam mit seiner Frau hielt er in vielen Städten Vorträge und diskutierte mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, wie vor Ort eine bürgereigene Energieversorgung verwirklicht werden könnte. Michael Sladek war ein wortgewaltiger Atomkraftgegner, ein passionierter Klimaschützer und national wie international eine der prägendsten Persönlichkeiten der Bürgerenergiebewegung. Dabei war es für ihn immer unverzichtbar, im engen Kontakt mit Mitstreitern und auch mit Gegnern zu sein. Sein Händedruck und unkonventionelles Auftreten waren geliebt und gefürchtet, seine herzlichen Umarmungen blieben im Gedächtnis. Michael Sladek war ein Freund von klaren Positionen. Er schätzte den konstruktiven Streit und scheute auch emotionale Debatten nicht. Mit seinem einzigartigen Engagement trug er wesentlich dazu bei, dass seine Ideen in unserer Gesellschaft nach und nach Fuß fassten.

"Der Doktor", wie er auch liebevoll genannt wurde, war bis zuletzt in vielfältigster Weise für den Klimaschutz und das Gelingen der bürgergetragenen Energiewende aktiv. Er war Mitgründer und langjähriges Aufsichtsratsmitglied des "Bündnisses Bürgerenergie e.V." und Geschäftsführer der Rheinhessen Energie GmbH. Bei der Stadtwerke Stuttgart Vertriebsgesellschaft mbH war er bis 2021 neun Jahre lang Geschäftsführer. In Berlin setzte er sich als langjähriges Aufsichtsratsmitglied für die 2011 gegründete Genossenschaft BürgerEnergie Berlin ein. 2017 war er an der Gründung des CO2-Abgabe-Vereins in Freiburg beteiligt, der sich für die Einführung eines CO2-Preises einsetzte und heute unter dem Namen "Klimaschutz im Bundestag e.V." die notwendige gesellschaftliche Transformation politisch begleitet. Zuhause in Schönau engagierte sich Michael Sladek viele Jahre für die Freien Wähler als Mitglied des örtlichen Stadtrates und war bis zuletzt treibende Kraft im "Förderverein für umweltfreundliche Stromerzeugung und Stromverteilung in Schönau im Schwarzwald e.V." (FuSS).

Trotz seines vielfältigen Engagements hat er niemals seine Arbeit als Arzt aufgegeben. Er erfüllte auch diese Aufgabe mit großer Hingabe. Für seine Patientinnen und Patienten war er mehr als ein Arzt. Er stand ihnen mit persönlichem Rat und herzlicher Zuneigung zur Seite. Bei allem, was er tat, stand für Michael Sladek der Mensch immer im Mittelpunkt. Wir werden ihn niemals vergessen.

Quelle: Elektrizitätswerke Schönau - 25.09.2024.

Magazinbeitrag: "Mut kann man spüren"

Ohnmacht abschütteln, sich gemeinsam große Ziele setzen: Michael Sladek warb im Juni 2024 in seinem Beitrag für das Energiewende-Magazin dafür, entschieden Anlauf zu nehmen, Hürden zu überwinden – und sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen, um gemeinschaftlich für eine nachhaltige Energiezukunft zu kämpfen.

Veröffentlicht am

27. September 2024

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