“Der beste Krieg? Kein Krieg!”Rainer Hoffmann und Hu Qiuhua vergleichen das chinesische Werk "Die Kunst des Krieges" (bingfa) von Sunzi mit Anschauungen des preußischen Militärstrategen Carl von ClausewitzRedaktion "edition pace" | pb
Der altchinesische Stratege Sunzi sagt: "Deshalb kann die Devise ‚hundert Schlachten und hundert Siege’ nicht das oberste Ziel der Kriegsführung sein. Als oberstes Ziel muss vielmehr gelten, die feindliche Armee matt zu setzen, noch ehe es zum eigentlichen Kampf kommt." (sunzi bingfa, III, 2). - Die wahre "Kunst des Krieges" besteht also darin, den Krieg, der hier als schädigend für Land und Leute gesehen wird, zu vermeiden. Es wurde in China gemeinsame Anschauung, "anzunehmen, dass kriegerische Unternehmungen, vor allem wenn sie sich in die Länge zogen, eine Landwirtschaft ruinieren würden, die wesentlich aus bäuerlichem Klein- und Kleinstbesitz bestand. … [Die menzianische Anschauung] wurde zum Testfall der politischen Herrschaft. Will heißen: niemand hat das Recht, sich legitimerweise König (oder später: Kaiser) zu nennen, der nicht bereit ist, das Volk [vor solchen Folgen] zu schützen." Wenn hierzulande angesichts eines rasanten Hochrüstungskurses und abenteuerlicher Kriegsertüchtigungs-Reden sich immer mehr gewerkschaftliche Gliederungen unter der Überschrift "Butter statt Kanonen" (Absage an ein entgegengesetztes nationalsozialistischen Schlagwort des Jahres 1936) zu Wort melden, könnten sie sich also auch auf die philosophische Weisheit des alten China berufen. Prof. Egon Spiegel erläutert, warum das neue Werk über "Die Kunst des Krieges" jetzt ausgerechnet in einer friedensbewegten Publikationsreihe veröffentlicht wird: "Neben Schnittflächen der beiden Autoren sticht die Zielperspektive von Sunzi, in deutlichem Unterschied zu Clausewitz, hervor. Sunzis Plädoyer ist im Grunde ein pazifistisches. Kein Krieg ist seiner Argumentation nach der beste Krieg. - Sunzi lesen und verstehen führt nicht nur in ein Verständnis von Frieden und Krieg ein, das bis in die Gegenwart hinein chinesische Politik mitbestimmt. Die im neuen Band dargebotene Einführung in Kriegstheorien westlicher wie östlicher Couleur erschließt all jenen, die nach Konfliktlösungsstrategien jenseits von Krieg suchen, Kerngedanken derjenigen, die im Krieg eine Möglichkeit sehen, Frieden herbeizuführen. Mitunter können sie dabei sogar Gemeinsamkeiten mit ihren eigenen Ansichten entdecken." "Zwei Autoren und zwei Kulturen" - das Fazit der Untersuchung lautet: Sunzi, ein antiker Chinese, und Clausewitz, ein moderner Europäer, theoretisieren über den Krieg. Beide reden lege artis über Strategie und Taktik, über Angriff und Verteidigung, über Sieg und Niederlage. Alles sehr ähnlich im Ton, doch ganz verschieden in dem, was ausgesagt wird. In der Deutschen Ideologie heißt es, dass das Bewusstsein das bewusste Sein ist. Dies trifft den Punkt: Das Sein, die Lebenswelt, der gesamte politische und ökonomische Horizont, - sie hätten für die beiden Autoren nicht verschiedener ausfallen können. Und genau so verschieden ist auch ihre Einstellung zum Krieg. Digitale Erstausgabe | Rainer Hoffmann / Hu Qiuhua: Kein Krieg ist der beste Krieg! Das chinesische Werk "Die Kunst des Krieges" (bingfa 兵法) von Sunzi 孙子 - dargeboten im Vergleich mit Anschauungen des Preußen Carl von Clausewitz. Online-Ausgabe: Lebenshaus Schwäbische Alb, 12.02.2025. https://www.lebenshaus-alb.de/magazin/media/pdf/Online_Sunzi.pdf [104 Seiten]. Buchfassung | Rainer Hoffmann / Hu Qiuhua: Kein Krieg ist der beste Krieg! Das chinesische Werk "Die Kunst des Krieges" (bingfa) von Sunzi - dargeboten im Vergleich mit Anschauungen des Preußen Carl von Clausewitz. (= edition pace, Band 32). Norderstedt: BoD 2025. [ISBN 978-3-8482-5962-5; Paperback; 104 Seiten; 6,99 Euro]. https://buchshop.bod.de/kein-krieg-ist-der-beste-krieg-rainer-hoffmann-9783848259625 Autor und Autorin der neuen Publikation Dr. Rainer Hoffmann: Im SS 1963 Beginn des Studiums in den Fächern Geschichte, Politik und Anglistik an der Freiburger Universität. - 1965/66 Studienjahr an der School of Oriental and African Studies in London. - 1968 Abschluss des Studiums mit dem Staatsexamen an der Universität Freiburg. - 1968-72: Zweitstudium der Ostasienwissenschaft in den USA: an der Columbia University in New York, und in Harvard, Cambridge. - Sommer 1972: Promotion zum Dr. phil. an der Freiburger Universität mit der Bewertung: summa cum laude. Die Arbeit wurde mit dem Forschungspreis der Fakultät ausgezeichnet. - 1972: Tätigkeit als Assistent am Seminar für wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg. - 1973-75: Studienaufenthalt in Japan (Universität Kyoto) und in Hongkong (dort Sammlung von Materialien für die geplante Habilitation am Union Research Institute und an der Universität). - 1976: Habilitation an der Freiburger Universität mit einer Arbeit zur Sozialgeschichte der chinesischen Kulturrevolution; Erhalt der venia legendi für den Bereich: Geschichte und Politik Ostasiens. - Im Sommer 1978 Aufnahme in das Heisenberg-Programm. - 1989: Verleihung des Titels eines außerordentlichen Professors durch das Stuttgarter Kultusministerium. - Ab 1990: Lehrtätigkeit in Freiburg, Basel und Sankt Gallen. Dr. Hu Qiuhua: Geboren in Beijing. - 1977-1982: Studium der deutschen Sprache und Literatur im Beijinger Spracheninstitut. 1984-1990: Studium der deutschen Literaturgeschichte, der Sinologie und der Soziologie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg i.Br. - Promotion in Germanistik, Sinologie und Soziologie mit dem Thema: "Literatur nach der Katastrophe: Eine vergleichende Studie über die Trümmerliteratur in Deutschland und die Wundenliteratur in der Volksrepublik China". - Seit 1993 Lehrtätigkeit für chinesische Kultur und Sprache an der Universität Zürich und der ETH Zürich. Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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