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Fukushima: Was lernen wir aus Katastrophen?

Von Franz Alt

Am 12. März 2011 saß Angela Merkel vor dem Fernseher und sah etwas, was sie als Physikerin bis dahin für unmöglich hielt: Ein AKW im japanischen Fukushima flog in die Luft.

Die viele Jahre lang überzeugte Befürworterin der Atomenergie entschied sich für den endgültigen Ausstieg. Selbstkritisch schreibt sie dazu in ihren Memoiren : "Mich aus energiepolitischen Gründen für die Kernenergie einzusetzen und gleichzeitig zu versuchen, den gesellschaftlichen Frieden zu wahren, war im Rückblick betrachtet von vornherein zum Scheitern verurteilt, zumindest glich es der Quadratur des Kreises. Damit hatte ich weder die vehementen Befürworter der Kernenergie noch ihre Gegner überzeugen können."

Erst jetzt, 25 Jahre nach Tschernobyl, wurde der Atomfreundin klar, dass es höchste Zeit ist, aus der Atomenergie auszusteigen. So erzählte sie es mir wenige Wochen  später bei einem Gespräch im Kanzleramt. Nur wenige Monate zuvor hatte ihre schwarz-gelbe Bundesregierung noch Laufzeitverlängerungen für deutsche AKWs beschlossen und den ersten rot-grünen Atomausstieg beerdigt. Es sollte ein teurer Umweg werden.

Am 11. März 2011 um 14.46 Uhr Ortszeit hatte ein Erdbeben der Stärke 9 den Norden der japanischen Halbinsel Honshu erschüttert. Wenig später erreichte ein Tsunami die Küste, der katastrophale Auswirkungen auf die Menschen der Region hatte. Zum Teil bis heute. Über 19.000 starben, 160.000 wurden heimatlos, 120.000 Gebäude wurden zerstört und mehrere Hunderttausend Gebäude erheblich beschädigt.

In den Blöcken 1,2 und 3 des AKW kam es durch Stromausfall zur Überhitzung der Reaktorkerne und in Folge zur Kernschmelze. Riesige Mengen radioaktiver Stoffe wurden freigesetzt und richten Strahlenschäden bis heute an. Der damalige japanische Ministerpräsident wurde zum Atomkraftgegner und reist seither als Redner für die solare Energiewende um die Welt.

In Deutschland hat der GAU (größtmögliche Atomunfall) in Japan ein weit größeres politisches Beben ausgelöst, dessen Folgen bis heute nachwirken. Zwei Wochen nach Fukushima, am 27. März 2011, siegten die Grünen bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg und Deutschland beschloss den Atomausstieg.

Die "Märzrevolution" von 2011 (Süddeutsche Zeitung) machte aus einer Regierung der Atomfreunde eine Koalition der Aussteiger. Ein Bewies dafür, dass Menschen, ja soagar Regierungen lernfähig sind.

Tage, die alles verändern, beginnen meist ohne Vorwarnung. Wer hätte vor Fukushima gedacht, dass eine konservative Regierung der Atomenergie den Rest gibt? In den letzten zehn Jahren haben auch hierzulande viel Ökos Merkels Atomausstieg nie ganz getraut. Doch die Kanzlerin hielt Wort.

Bei unseren Nachbarn in Frankreich blieb fast alles beim Alten. 70 Prozent des Stroms kommt dort nach wie vor aus AKWs. Brauchen die Franzosen erst ein drittes Tschernobyl, um auszusteigen? Der eigentliche Grund: Wer Atombomben baut, braucht AKWs, weil dort der Stoff entsteht zum Bau von Atombomben. Ein verhängnisvoller Zusammenhang. Der deutsche Ausstieg war einfacher. Die Katastrophe von Fukushima hat hierzulande alles verändert. Deutschland ist ausgestiegen.

Zwar träumen die AfD, eine Minderheit in der CDU/ CSU und FDP noch immer von der  "Renaissance der Atomenergie", doch die ehemaligen Betreiber der AKWs mit GUTEN Gründen dazu "Nein" sagen, bleibt der Ausstieg endgültig. Wir haben aus der Katastrophe gelernt. Über 50 Jahre Protest gegen Atomenergie von Millionen Bürgerinnen und Bürgern waren erfolgreich.  Das ist vorbildlich auch für andere – auch für die Schweiz. Im Jahr 2025 produziert Deutschland bereits über 60 Prozent seines Stroms erneuerbar.

Quelle: (c) Franz Alt 2025 - www.sonnenseite.com . Dieser Text wird hier mit freundlicher Genehmigung von Franz Alt veröffentlicht.

Veröffentlicht am

10. März 2025

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