Gegen Einschränkungen für AsylbewerberGammertingen, 6.4.2001: Das Lebenshaus Schwäbische Alb e.V. hat in einem Brief an Ministerpräsident Erwin Teufel sein Entsetzen darüber zum Ausdruck gebracht, dass dieser drastische Einschränkungen für Asylbewerber gefordert hat. Die kleine gemeinnützige Einrichtung, die sich der Menschenrechts- und Friedensarbeit verschrieben hat, bezieht sich auf ihre engen Kontakte zu vielen Asylsuchenden. Dabei erfahre sie, unter welchen erniedrigenden und menschenunwürdigen Bedingungen Asylsuchende bereits jetzt leben müßten. So seien Asylsuchende “weitgehend isoliert von ihrer Umwelt zwangsweise in Heimen untergebracht”, würden “durch die schikanöse sogenannte Residenzpflicht” in ihrer Beweglichkeit auf ein kleines Gebiet beschränkt und seien “durch ein minimales Taschengeld ohnehin kaum in der Lage, Freunde und Verwandte zu besuchen oder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen”. Die Zwangsversorgung “durch oft minderwertige Sachleistungen” würde sie täglich entmündigen und erniedrigen. Das Lebenshaus fragt Ministerpräsident Teufel weiter, wie er diese Politik als Christ verantworten könne. Jesus von Nazareth, auf den sich die CDU in ihrem Namen beziehe, habe sich mit den Ausgegrenzten und Bedürftigen, den “Geringsten” (Mt. 25,40) seiner Zeit identifiziert. “Christinnen und Christen haben deshalb die persönlichen, politischen und rechtlichen Lebensverhältnisse einer Gesellschaft aus der Perspektive der Schwächsten der Schwachen wahrzunehmen.” Dazu würden zweifelsohne Flüchtlinge und Asylsuchende gehören, die hierher kämen, weil sie z.B. den Bürgerkriegen in Ex-Jugoslawien oder den repressiven Systemen im Irak und Iran bzw. den Folterern in den türkischen Gefängnissen entflohen seien “und ihr nacktes Leben zu uns gerettet haben.” Sie litten unter der Entwurzelung und “vielfach unter den traumatisierenden Folgen von Folter, Gefängnis, Verfolgung und Krieg.” “Statt auf konkrete Zeichen der Mitmenschlichkeit” setze Ministerpräsident Teufel “auf das Schüren von Ängsten gegenüber Fremden. Statt ausländische Flüchtlinge als Hauptaggressionsobjekte der Rechten aus der Schußlinie zu nehmen,” rücke er diese in den Blickpunkt. Damit trage er - ob gewollt oder ungewollt - “dazu bei, dass sich rechtsradikale Propagandisten und Gewalttäter bei ihrem Handeln auf ein fremdenfeindliches Klima in der gesellschaftlichen Mitte beziehen können.” Als Baden-Württemberger, schreibt das Lebenshaus, könne man sich angesichts Teufels rückwärtsgewandten Politik nur damit trösten, dass er wohl keine Chance habe, diese praktisch durchzusetzen. Die EU-Kommission habe in ihrem gerade vorgelegten Richtlinienentwurf betont, dass die Mitgliedsländer Aufnahmebedingungen für Asylbewerber schaffen müssten, die “ein menschenwürdiges Lebensniveau sicherstellen”. Dazu gehöre, dass für Flüchtlinge spätestens sechs Monate nach Einreise Arbeitserlaubnis und Fortbildung gewährt werden müssten. Abschließend fordert das Lebenshaus Schwäbische Alb e.V. den Ministerpräsidenten dringend zu einem Umdenken und einem Kurswechsel gegenüber jenen Menschen auf, die als Flüchtlinge und Asylsuchende in unser Land kommen. Gefordert wird die generelle Aufhebung des Arbeitsverbotes für Flüchtlinge und Asylsuchende sowie die Abschaffung des Asylbewerberleistungsgesetzes, mit dem das Leben für Flüchtlinge so abschreckend wie möglich gestaltet werde und das “demokratisch legitimiertes Unrecht” sei. Michael Schmid Veröffentlicht amArtikel ausdrucken |
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