Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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17. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl - Mahnung für eine neue Energiepolitik

Gammertingen, 26.04.2003: Der Verein Lebenshaus Schwäbische Alb fordert anlässlich des 17. Jahrestags der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl einen sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie sowie eine konsequente Umsetzung einer Energiepolitik, die auf erneuerbare Energien setzt.

Die katastrophalen Ereignisse in der Nacht zum 26. April 1986 im ukrainischen Tschernobyl, heißt es in einer Erklärung des Lebenshauses, seien zum Symbol für eine Energiepolitik geworden, deren Gefahrenpotential untragbar sei. Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sei die größte technische Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Ganze Landstriche seien seither radioaktiv verseucht. Die Zahlen der bisherigen Todesopfer schwankten zwischen 10.000 und 250.000. Vor allem unter Kindern seien außer Krebserkrankungen auch epidemische Immunschwächen verbreitet. Kindersterblichkeitszahlen und Fehlgeburten seien in den betroffenen Gebieten der Ukraine, Weißrusslands und der damaligen Sowjetunion dramatisch angestiegen. Wie viele Krebs-Todesfälle in den nächsten Jahrzehnten mittelbar auf Strahlung oder Immunschwäche zurückzuführen sein würden, sei nicht abzuschätzen.

Beim Lebenshaus Schwäbische Alb e.V. wird der 17. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl als ein unerbittliches Zeichen der Mahnung dafür gesehen,, dass der Atomtod sowohl uns als zukünftige Generationen bedrohe. Der Betrieb von Atomkraftwerken berge ein “Restrisiko” von ungeheurem Ausmaß. Weder die Betreiber noch irgendeine Landes- oder Bundesregierung könnten tausende von Toten und ganze verstrahlte Regionen verantworten. Die Atomanlagen in Deutschland seien sofort stillzulegen und nicht erst nach Jahrzehnten, wie es im “Atomkonsens” festgelegt worden sei. Es dürfe auch nicht auf ein zweites Tschernobyl in Brokdorf oder Biblis gewartet werden, bis entsprechende Konsequenzen gezogen werden.

Statt der weiteren Nutzung der Atomenergie muss nach Meinung des Lebenshauses für eine konsequente Umsetzung einer neuen Energiepolitik eingetreten werden, welche neben der Einsparung an Energie auf der Nutzung der natürlichen Energiequellen Sonne, Wasser, Wind und Biomasse aufbaue. Eine solche Energiepolitik schwöre weder Gefahren herauf wie die Atomkraft, noch trage sie zur Klimakatastrophe und Gesundheitsgefährdung durch die Vergiftung der Umwelt bei. Sie verbrauche auch keine knappen und nicht erneuerbaren Rohstoffe wie Öl, Kohle, Gas und Uran. Deshalb müsse sie auch keine begrenzten Rohstoffquellen in aller Welt “verteidigen”. Sie müsse also keine “Angriffskriege führen wie jetzt die angloamerikanischen Invasoren dies im Irak taten”, um die knapper werdenden Ressourcen für sich nutzen zu können. Demgegenüber seien die erneuerbarer Energien nicht an einige wenige Lagerstätten gebunden. Die Potenziale seien weit verbreitet und dezentral nutzbar. Ein konsequenter Wechsel zu erneuerbaren Energien wirke sich friedensfördernd aus. Das Motto für eine zukunftsorientierte Energiepolitik müsse lauten: “Frieden durch die Sonne statt Krieg um Öl!”

In Deutschland seien erste Ansätze zur Förderung alternativer Energien, wie Wind, Solar und Kraft-Wärme-Kopplung, durch das Erneuerbare-Energie-Gesetz gemacht worden, heißt es in der Erklärung des Lebenshauses weiter. Von der Bundesregierung sei aber “zu fordern, dass sie eine umfassende Mobilisierung erneuerbarer Energien zu ihrem strategischen Schwerpunktprojekt für eine nationale, europäische und internationale Politik des Friedens, des Umweltschutzes und der Versorgungssicherheit macht.”

Jede und jeder könne für die erneuerbaren Energien aktiv werden, indem er sich im politischen Raum dafür einsetze. Zudem könnten wir alle im privaten Bereich etwas tun, z.B. durch den Bau einer Solaranlage oder durch die Entscheidung für atomstromfreien Strom aus erneuerbaren Energien. Das Lebenshaus beziehe beispielsweise solchen Strom von den Elektrizitätswerken Schönau (EWS), die bundesweit auch unter dem Namen “Stromrebellen” bekannt geworden seien und bei denen es sich um das erste Energieversorgungsunternehmen handle, das aus einer Bürgerbewegung hervorgegangen sei. Den “Stromrebellen” sei es nach jahrelangem Kampf im Juli 1997 gelungen, die Stromversorgung ihrer Gemeinde zu übernehmen, um modellhaft eine umwelt- und klimafreundliche Energieversorgung ohne Atomstrom zu verwirklichen. Seit Mitte 1999 würden die EWS bundesweit allen Kundinnen und Kunden ihren Markenstrom zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten.

Michael Schmid

Siehe hierzu auch: 26. April 1986: Super-GAU in Tschernobyl

Veröffentlicht am

26. April 2003

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